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Paar bleiben trotz Kinder

Was heißt, „Paar bleiben trotz Kinder?“ Es geht in diesem Text darum, wie Sie es schaffen, Ihre Kinder nicht als liebenswerten Ballast zu empfinden, sondern vielmehr darum, wie Sie es trotz Ihrer Kinder schaffen, Ihre Beziehung lebenswert und dauerhaft zu gestalten. Wenn Sie wegen der Kinder ein Paar geworden sind und wegen der Kinder zusammenbleiben, dürfte Ihre Beziehung zerrüttet sein. Das ist ein anderes Thema.

Wenn Sie aber trotz der Kinder ein Paar bleiben und Ihre noch bestehende und beständig scheinende Beziehung festigen wollen, sollten Sie darauf achten, dass Sie Prioritäten setzen, die Rollenverteilung im Tagesablauf klären und immer wieder den Freiraum schaffen, mehr Paar als Elternteile zu sein. Vielleicht können wir mit 10 lebenserfahrenen Tipps dazu einen Beitrag leisten, wie Sie die oftmals schwierige Balance zwischen Ehepaar und Elternteilen bewerkstelligen.

Das Wichtigste

  • Haben Sie ein Kind in die Welt gesetzt, stehen Sie in einer besonderen Verantwortung. Sie meistern diese Verantwortung am besten, wenn Sie diese mit Ihrem Partner teilen.
  • Die beste Vorbereitung für eine Ehe mit Kindern ist, dass Sie Ihr eigenes Leben gelebt haben, bevor Sie Kinder in die Welt setzen und Ihre Einstellung zu Kind und Kindererziehung realistisch betrachten.
  • Die Geburt eines Kindes ist eine Zäsur für jede Beziehung. Betrachten Sie sich als Team, in dem jeder Partner seinen Beitrag zum Familienunterhalt leistet, sei es Haushaltsführung, Kinderbetreuung oder das Verdienen von Geld für den Familienunterhalt.
  • Achten Sie darauf, dass Sie Ihrem Partner Freiräume zugestehen. Leben Sie Ihre Beziehung täglich neu. Leben Sie dem Kind eine gute Beziehung vor.
  • Trauen Sie auch Ihrem Partner zu, dass er oder sie in der Kinderbetreuung und Kindererziehung gleichwertige Beiträge leisten kann.

Das Kind als Beziehungskiller?

Haben Sie Kinder, dürfen Sie sich glücklich schätzen, dass die Natur Sie hat Eltern werden lassen. Wir unterstellen, dass es sich dabei um guterzogene und wohlgeratene Sprösslinge handelt. Eltern empfinden Kinder gerne als die Krönung ihrer Beziehung. Kinder bedeuten aber auch Verantwortung. Kinder bedeuten Arbeit, Aufwand, nervliche Belastung, unendlich viel Geduld, aber auch Glück, Liebe, Zuversicht, Wertschätzung und Stolz.

Prägt Ihr Kind Ihr Leben zu sehr, wirkt sich das eventuell ebenfalls auf Ihre Beziehung zum Partner aus.

Prägt Ihr Kind Ihr Leben zu sehr, wirkt sich das eventuell ebenfalls auf Ihre Beziehung zum Partner aus.

Klar ist, dass die Phase, in der Sie derartige Empfindungen haben, nicht unbedingt von ewiger Dauer ist. Prägt ein Kind so sehr den Alltag und bestimmt den Tagesablauf der Eltern, lässt sich nicht ausschließen, dass dadurch auch Ihre Beziehung zum Partner auf den Prüfstand gestellt wird. Im ungünstigsten Fall stehen Sie vor der Entscheidung, sich vom Partner zu trennen oder wegen der Kinder ein Paar zu bleiben. Welche Entscheidung Sie treffen, ist allein Ihre Aufgabe. Pauschale Empfehlungen kann es dafür nicht geben. Was es aber gibt, sind die Erfahrungen, die andere Eltern in ähnlichen Situationen gemacht haben. Wenn wir aus unseren Erfahrungen darüber berichten dürfen, helfen wir Ihnen möglicherweise, Ihre Entscheidung in der einen oder anderen Richtung zu rechtfertigen. Bestenfalls helfen wir, dass Sie trotz der Kinder ein Paar bleiben.

Ihre Einstellung zum Kind bestimmt den Takt Ihrer Gefühle

Eltern empfinden die Geburt eines Kindes oft als den Höhepunkt im Leben als Paar. Das ist sicher richtig. Fakt ist aber auch, dass viele Eltern die mit der Geburt und Erziehung eines Kindes einhergehenden Pflichten unterschätzen und zumindest bei der Erstgeburt kaum eine Vorstellung davon haben, wie viel Kraft, Energie und Zeit ein Kind abverlangt. Es muss Ihnen von vornherein klar sein, dass die Geburt eines Kindes Ihr Leben auf den Kopf stellt. Das ist natürlich kein Grund, zu verzweifeln. Im Gegenteil.

Für Kinder ist das Beste gerade gut genug.

Johann Wolfgang von Goethe

Es gilt jetzt, die unterschiedlichen, teils gegensätzlichen Bedürfnisse von drei Menschen unter einen Hut zu bringen! Sie sind jetzt nicht mehr selbstbestimmt, sondern vornehmlich fremdgesteuert. Als betreuender Elternteil müssen Sie Ihren Alltag auf die Bedürfnisse des Kindes abstellen. Sind Sie derjenige, der arbeiten geht, müssen Sie Ihre Bedürfnisse auf den Alltag Ihres Ehepartners abstellen. Dass all dies nicht immer reibungslos funktioniert, wird Ihnen spätestens klar, wenn ein Partner das Gefühl hat, er komme mit seinen Bedürfnissen zu kurz.

Hinterfragen Sie die klassische Rollenverteilung in der Ehe

Die klassische Rollenverteilung in der Ehe spielt auch heute noch die vorherrschende Rolle in der Partnerschaft. Die Frau bringt die Kinder zur Welt, verzichtet darauf hin ganz oder vollständig auf ihre berufliche Tätigkeit, während der Mann das Geld verdient. Daran hat sich auch heute relativ wenig geändert. Zwar stellt der Väterreport des Familienministeriums im Jahr 2015 fest, dass etwa 35 % der Väter Elternzeit in Anspruch nehmen, davon 58 % aber nur die Mindestdauer von zwei Monaten nutzen. Grund für diese nach wie vor vorherrschende Rollenverteilung könnte mithin sein, dass sich Frauen in Bezug auf die Haushaltsführung und Erziehung der Kinder kompetenter fühlen, während Männer gerne Verantwortung abgeben.

Konfliktpotenzial entsteht dann, wenn ein Partner das Gefühl hat, der andere picke sich nur die Rosinen heraus und überlässt es dem Partner, sich notwendigerweise um die Betreuung des Kindes zu kümmern. Hilfreich ist, wenn Sie die Situation mit dem Partner besprechen können und klären, ob und inwieweit Sie diese klassische Rollenverteilung auflockern und die Aufgaben umverteilen können. Natürlich spielen dabei berufliche Anforderungen eine erhebliche Rolle, die Sie nicht unbedingt nach Belieben Ihren Bedürfnissen anpassen können. Dennoch sollten Sie sich zumindest genau dieser Problematik bewusst sein und zusammen mit Ihrem Partner daran arbeiten, Konflikte gar nicht erst entstehen zu lassen und entstandene Konflikte zu entschärfen.

Trauen Sie Ihrem Partner mehr zu

Trauen Sie durchaus Ihrem Partner zu sich auch ab und zu um Ihr Kind zu kümmern.

Trauen Sie durchaus Ihrem Partner zu sich auch ab und zu um Ihr Kind zu kümmern.

Es liegt in der Natur der Sache, dass sich Mütter kompetent fühlen, wenn es um Kinderbetreuung, Haushaltsführung, Ernährung und Sauberkeit im Haushalt geht. Auch die Tatsache, dass die Mutter diejenige Person ist, die das Kind neun Monate ausgetragen und unter Schmerzen zur Welt gebracht hat, begründet vermeintlich vorrangige Ansprüche. Mütter halten den Ehepartner dann gern auf Abstand und sind bedacht, es als ihre vorrangige Aufgabe zu betrachten, sich vorrangig um das Kind zu sorgen. Sie missachten dabei das oftmals durchaus vorhandene Bedürfnis des Vaters, sich im Rahmen seiner Möglichkeiten gleichfalls zu engagieren. Wird dieses Bedürfnis ignoriert oder nicht ernst genommen, riskieren Sie, dass sich der Ehepartner in eigene Lebenswelten zurückzieht und die Partnerschaft Risse bekommt. Trauen Sie Ihrem Partner also durchaus zu, dass er in der Lage ist, Aufgaben im Haushalt zu übernehmen, das gemeinsame Kind zu betreuen, es zu erziehen und ihm ein gutes Vorbild zu sein.

Respektieren Sie den Beitrag des Partners zum Familienunterhalt

Ist ein Kind da, muss es betreut werden. Es müssen Hausaufgaben gemacht werden, das Kind muss zum Arzt gebracht werden, macht es Sport, muss es zur Sportstätte gebracht werden, das Kind muss bekocht und die Wäsche gewaschen werden. Nicht jede Arbeit lässt sich problemlos aufteilen. Und ein Elternteil muss schließlich das Geld verdienen. Egal, wie die Arbeiten verteilt sind: Respektieren Sie das, was der andere tut. Jeder leistet auf seine Art einen Beitrag zum Familienunterhalt. Betrachten Sie jeden Beitrag als gleichwertig.

Respektieren Sie auch die mit einer Arbeitsleistung einhergehenden Umstände. Kommt Ihr berufstätiger Partner abends nach Hause und ist vom nervigen Arbeitsalltag übermüdet, launig und wortkarg, sollten Sie nicht versuchen, ihm oder ihr klarzumachen, dass auch die Kinderbetreuung kein Spaziergang war. Umgekehrt sollten Sie als berufstätiger Partner respektieren, dass auch die Kinderbetreuung ein gleichwertiger Beitrag ist, der Verantwortung, Geduld und persönliches Engagement erfordert. Verstehen Sie sich als Team, in dem jeder seine Aufgabe meistert. Sprechen Sie über Ihre Arbeit, wenn Ihnen danach ist. Hören Sie zu, wenn der andere von seinem Alltag erzählt. Verzichten Sie darauf, Ihren Beitrag zur Gestaltung Ihres familiären Lebens als anstrengender, wichtiger darzustellen.

Die richtige Kommunikation ist essenziell für eine gute Beziehung.

Schaubild:
Die richtige Kommunikation ist essenziell für eine gute Beziehung.

Gestehen Sie sich Freiräume zu

Kinder nehmen Eltern gerne voll in Anspruch. Natürlich streichelt es Ihre Seele, wenn Ihr Kind Ihnen das Gefühl vermittelt, Sie sind der beste Vater oder die beste Mutter der Welt. Dennoch sollten Sie sich den Freiraum nehmen, Ihren persönlichen Bedürfnissen nachzugehen. Auch der Partner sollte diesen Freiraum zugestehen. Erwarten Sie nicht, dass Ihr Partner seine Freizeit vollumfänglich für Kind und Partner verwendet. Jeder Mensch braucht seinen Freiraum. Gestehen Sie zu, dass der Partner sich im Verein betätigt, in der Kneipe mal ein Bier trinkt, Freunde trifft oder einlädt, die Eltern besucht oder einfach nur faul auf der Couch liegt. Freiräume schaffen Entspannung. Wer entspannt ist, ist offener für das, was der Partner erwartet.

Geht es den Eltern gut, geht es auch dem Kind gut

Ihr Kind ist nicht nur glücklich, weil Sie das so wollen. Ihr Kind empfindet Glück, wenn auch Sie als Vater und Mutter glücklich sind und Ihre Glückseligkeit und Zufriedenheit zum Ausdruck bringen. Die Atmosphäre in Ihrem Alltag bestimmt Ihr Gemüt und das des Kindes. Gut ist, wenn Sie das Kind nicht zu Ihrem Lebensmittelpunkt machen und alles andere hintenanstellen. Achten Sie auch auf sich selbst. Gönnen Sie sich selbst etwas. Sind Sie einigermaßen mit sich und Ihrem Leben zufrieden, strahlt das auch auf Ihr Kind aus. Verzichten Sie nicht unbedingt auf all diejenigen Freizeitaktivitäten oder gesellschaftlichen Angebote, die Sie vor der Geburt des Kindes genutzt haben. Betrachten Sie diese Aktivitäten als willkommenen Ausgleich für die Anstrengungen, die die Betreuung des Kindes abverlangt. Greifen Sie zu, wenn Opa und Oma oder ein Babysitter anbieten, das Kind in Ihrer Abwesenheit zu betreuen.

Leben Sie Ihre Beziehung immer wieder neu

Nehmen Sie sich ab und an auch die Zeit, Ihre Beziehung aufzufrischen.

Nehmen Sie sich ab und an auch die Zeit, Ihre Beziehung aufzufrischen.

Ihr Leben ist kein Fernsehfilm. Jede Romanze endet, wenn der Alltag beginnt. Insoweit ist es völlig normal und liegt in der menschlichen Natur, dass die anfängliche Leidenschaft zwar nicht zur Routine werden sollte, aber trotzdem kein Selbstläufer ist. Eine gute Beziehung unter Partnern lebt davon, dass die Beziehung immer wieder neu gelebt wird. Dazu gehört, dass Sie neben guten Zeiten auch schlechte Zeiten erleben. Gerade dann, wenn Sie junge Eltern sind, sind die ersten Monate und Jahre herausfordernde Zeiten für jedes Paar. Achten Sie darauf, dass Sie auch weiterhin Gemeinsamkeiten erleben, soviel wie möglich gemeinsam unternehmen, Kontakt zu Freunden und der Familie halten. Betrachten Sie Ihre Beziehung als eine Aufgabe, die es immer wieder aufs Neue zu meistern gilt. Gerade dann, wenn Sie Ihre Beziehung als belastend empfinden und sich unglücklich fühlen, sollten Sie Arbeit investieren, um die Beziehung zu beleben oder zu reparieren.

Leben Sie zuerst Ihr Leben

Natürlich können Sie den Standpunkt einnehmen, dass Sie im jungen Alter bereits Kinder bekommen möchten, damit Sie sobald wie möglich wieder ein „normales“ Leben führen können. Abgesehen davon, dass Sie dann früh Opa oder Oma werden, verzichten Sie darauf, dass Sie in jungen Jahren das Leben so genießen, wie Sie es nur als junger Mensch genießen können.

Es spricht aus der Lebenserfahrung älterer Menschen, wenn Sie die Empfehlung hören, dass Sie Ihr Leben zuerst leben sollten. Erst dann, wenn Sie erfahren haben, was Leben heißt, sollten Sie daran denken, Kinder zu bekommen. Diese Einschätzung dokumentiert sich auch im Trend der späteren Heirat. So ist in den vergangenen 25 Jahren das Heiratsalter der Frauen von 26,1 auf 31,5 Jahre gestiegen, bei Männern von 28,5 auf 34 Jahre (Quelle: statistisches Bundesamt). Paare bekommen also nicht nur später Kinder als frühere Generationen, Sie nehmen sich auch viel mehr Zeit, sich kennenzulernen, bevor sie an Heirat denken.

Wenn Sie Ihr junges Leben also gelebt haben, sind Sie mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit besser darauf vorbereitet, Kinder zu bekommen und die Bedürfnisse an Ihr eigenes Leben etwas zurückzufahren. Sie können dann besser damit umgehen, dass das Kind einen hohen Betreuungsbedarf hat. Ihre Beziehung zum Partner lässt dann eher den Freiraum zu, den das Kind benötigt. Psychologen behaupten daher auch, dass sich junge Menschen, die spät heiraten, eine starke Grundlage für Ihre Ehe wünschen und damit vielleicht auch das Ziel verfolgen, das Risiko potentieller Scheidung zu vermeiden.

Die meisten Menschen sind so glücklich, wie sie es sich selbst vorgenommen haben.

Abraham Lincoln

Daraus lässt sich auch die Interpretation herleiten, dass Menschen heutzutage Bindungen mit einem Menschen eingehen, den sie nicht nur als den Liebhaber, sondern auch als Partner und Freund betrachten. Wer den Partner als echten Partner betrachtet, hat in der Beziehung einen besseren Stand. Strapaziert ein Kind die Beziehung, hält diese Ehe mehr aus, als eine Ehe, bei der die Partner ihr Leben noch nicht wirklich gelebt haben.

Paar bleiben trotz Kinder?

Die Frage muss eigentlich anders lauten: Sollen wir, obwohl wir uns auseinandergelebt haben, ein Paar bleiben, allein wegen der Kinder? Ist Ihre Ehe offensichtlich so sehr zerrüttet, dass Sie Ihre Beziehung als gescheitert und nicht mehr reparabel betrachten, sollten Sie selbstverständlich die Trennung in Betracht ziehen. Es bringt auf die Dauer nichts, wenn Sie sich nur noch anschreien oder gegenseitig totschweigen. Ihr Kind leidet unter dieser Situation.

Umgekehrt leidet Ihr Kind natürlich auch, wenn Sie sich trennen. Sofern Sie noch die Chance sehen Ihre Beziehung irgendwie beleben zu können, sollten Sie zumindest versucht sein, weiterhin ein Paar zu bleiben. Letztlich helfen Sie Ihrem Kind, eine halbwegs normale Entwicklung zu durchlaufen, ohne dass Sie ihm den Makel eines Scheidungskindes aufdrücken. Was die richtige Entscheidung ist, hängt von Ihren familiären Gegebenheiten ab. Die Entscheidung treffen nur Sie allein.

Fazit

Die besten Ratschläge nutzen wenig, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist und Ihre Beziehung zu scheitern droht oder gar gescheitert ist. Der beste Ratschlag besteht darin, dass Sie sich auf eine Beziehung vorbereiten und in einer gut gelebten Beziehung Kinder in die Welt setzen. Wenn Sie die dafür notwendigen Grundlagen geschaffen haben, sollte es Ihnen durchaus gelingen, trotz der Kinder ein halbwegs glückliches Paar zu bleiben.

Autor:  Jennifer Habernach

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