Eheberatung
Ist die Ehe in der Krise, kann eine Eheberatung helfen, aus einer Sackgasse herauszufinden und neue Perspektiven zu eröffnen. Oft ist ein bestimmtes Ereignis der Grund, der einem Ehepartner bewusst macht, dass es so nicht weitergeht. Wenn Sie dann im gleichen Atemzug von Trennung sprechen, verzichten Sie auf die Option, mit Hilfe einer Eheberatung die Weichen neu zu stellen.
Das Wichtigste für Sie:
- Eheberatung ist Diplomatie auf privater Ebene. Sie nutzen einen Dritten als Sprachrohr für Ihre Gefühle und Ihre Probleme.
- Eheberatung ist Analyse, nicht Verurteilung. Eheberatung setzt voraus, dass Sie sich öffnen, in der Erwartung, auch der Partner öffnet sich, mit dem Ziel, gemeinsam unter Vermittlung des Eheberaters Lösungen zu finden, die eine Trennung abwenden.
- Eheberater sind gute Zuhörer. Sie ordnen Ihre Gefühlswelt und versuchen emotionale Aspekte auf eine objektive Basis zurückzuführen und so Lösungen für Ihre Probleme aufzuzeigen.
Wozu Eheberatung?
In einer Ehe ist es wie im Verhältnis zweier benachbarter Staaten. Jeder ist im Hinblick auf seine Perspektiven auf den anderen angewiesen. Nur wenn jeder Staat auch die Interessen des anderen berücksichtigt und versteht, dass auch der andere Interessen und Bedürfnisse hat und Perspektiven braucht, kommen beide Staaten gut miteinander aus. Fehlt dieses Vertrauen, kommt es zum Krieg. Viele Kriege haben sich vermeiden lassen, indem die Staaten die Möglichkeiten der Diplomatie nutzten und die Diplomaten Wege aufgezeigten, die aus der Krise ausgeführt haben. In der Ehe ist es an sich genauso. Nur wenn Sie sich vertrauen, läuft es rund. Vertrauen wiederum setzt voraus, dass Sie die Gedanken des Partners kennen, wissen, was er/sie fühlt und warum er/sie sich vielleicht zurückzieht, eine verletzte Seele zeigt oder eigene Wege geht. Und genau darin liegt das Problem.
Es fällt uns sehr schwer, unsere Gefühlswelt zu offenbaren, vielleicht zugeben zu müssen, dass man Fehler gemacht hat, unerfüllte Wünsche hat, sich vernachlässigt oder nicht „mitgenommen“ fühlt oder meint, der andere habe keine Zeit oder kein Interesse mehr an einer gemeinsamen Zukunft. Oft ist es die Gewohnheit, die sich in vielen Ehen mit den Jahren einschleicht, die dazu führt, dass man durch den Partner nur noch hindurchblickt und dabei übersieht, dass man aus guten Gründen einmal zusammengefunden hat. Viele Ehepaare fallen ins Leere, wenn die Kinder aus dem Haus sind und wissen nichts mehr mit sich anzufangen. Wenn es dann möglich wäre, einen „Neustart“ zu programmieren, könnten sich neue Lebensperspektiven eröffnen. Erfahrungsgemäß braucht es aber jemanden, der den Knopf für den Neustart drückt. Genau hier kann die Eheberatung ansetzen. Und wenn Sie mit einer Eheberatung die drohende Trennung abwenden können, lohnt es sich auf jeden Fall, sich mit dem Thema zu beschäftigen. In dem Augenblick, in dem Sie bereit sind, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, bezeugen Sie gleichzeitig, dass Ihnen Ihre Ehe offenbar nicht egal ist und Sie insgeheim bereit sind, Wege zu suchen, die Trennung zu vermeiden.
Was ist Eheberatung?
Eheberatung ist nichts anderes als eine Dienstleistung, die darauf abzielt, Ihre Ehe aufrecht zu erhalten. Dies gelingt natürlich nur, wenn die Ursachen aufgedeckt werden, die Ihre Ehe in die Krise geführt haben. Ehepartner sind meist ausgebildete Psychologen oder Psychotherapeuten, die in eigener Praxis oder in einer Familienberatungsstelle arbeiten. Für die Inanspruchnahme einer Eheberatung zahlen Sie ein Stundenhonorar von durchschnittlich etwa 100 EUR, wobei die Familienberatungsstellen oft aber auch kostenfrei zur Verfügung stehen. Theoretisch kann auch jeder gute Freund ein guter Eheberater sein, sofern Sie beide bereit sind, sich ihm gegenüber zu öffnen und ihn als Sprachrohr zu akzeptieren. Ein blutsverwandter Angehöriger kann zwar auch ein guter Berater sein, dürfte aber parteilich Stellung beziehen und nicht unbedingt sensibel für die Bedürfnisse Ihres Partners sein. Sofern es darauf ankommt, Ihr Seelenleben zu interpretieren und daraus konstruktive Rückschlüsse zu ziehen, sollten Sie sich eher in die Hände eines professionellen Eheberaters begeben.
Was leistet ein Eheberater?
Der Eheberater ist das Sprachrohr eines jeden Partners. Er ist kein Richter und urteilt nicht darüber, ob Ihr Verhalten richtig oder falsch ist. Er versucht vielmehr zu analysieren, warum Sie oder Ihr Partner so oder so gehandelt haben oder eine bestimmte Einstellung zu irgendwelchen Aspekten Ihres ehelichen Lebens haben. Gerade wenn es Gründe für eine Trennung gibt, kommt es darauf an, Ihre Gefühle zu relativieren und auf ein normales und objektives Maß zurückzuführen. Wichtig ist, dass vielleicht destruktive und negative Verhaltensmuster aufgezeigt werden und Sie die Chance erhalten, sich neu zu positionieren. Wichtig ist, dass der Eheberater zuhört, Ihnen nicht ständig ins Wort fällt und nicht gleich versucht, Sie zu belehren oder gar Vorwürfe zu machen.
Eheberater sind darin ausgebildet, zuzuhören. Sie brauchen nicht die Befürchtung zu haben, es könne Ihnen etwas peinlich sein oder Sie könnten missverstanden werden. Einem professionellen Eheberater können Sie alles anvertrauen, Sie können auch Befürchtungen oder Ängste mitteilen, die Sie vielleicht selbst nicht richtig verstehen und davon ausgehen, dass Sie in der Eheberatung Erklärungsansätze dafür finden. Wichtig ist, dass Sie Eheberatung nicht unbedingt als Einmallehrstunde begreifen. Oft ist es so, dass die Probleme erst in mehreren Sitzungen herausgearbeitet werden und es eine Zeit dauert, daraus Lösungsansätze zu entwickeln. Nutzen Sie die Chance zusammen mit Ihrem Partner, diesen Weg zu gehen und setzen Sie Ihre Erwartung darin, damit die Trennung zu vermeiden.
Fazit
Der Wunsch nach einer Eheberatung geht mehrheitlich von der Frau aus. Männer sind eher zurückhaltend. Wer den Partner zur Eheberatung motivieren möchte, sollte Überzeugungsarbeit dafür leisten und nicht mit der Drohung, man werde sich trennen, Druck ausüben.
Weiterführende Links
Autor: Volker Beeden