Partnerschaft und Beziehung
Welche Aspekte machen eine gute Partnerschaft und Beziehung aus?
Eine gute Ehe ist keine Selbstverständlichkeit. Die Beziehung muss ständig, eigentlich jeden Tag, neu gelebt werden. Schleichen sich Gewohnheiten und Gleichgültigkeit ein, gefährden selbst kleine menschliche Unzulänglichkeiten jede Partnerschaft und Beziehung. Natürlich werden Sie Ihre eigene Einschätzung haben, wie Sie Ihre Partnerschaft leben. Vielleicht können auch wir mit diesem Text beitragen, darüber nachzudenken, welche Aspekte eine gute Beziehung ausmachen. Dabei geht es nicht darum, das Thema wissenschaftlich anzugehen, sondern vielmehr darum, Alltägliches aufzugreifen und erlebbar darzustellen.
Das Wichtigste
- Eine Beziehung und gute Partnerschaft lebt davon, dass Sie Ihren Partner als Partner verstehen und möglichst so akzeptieren, wie er oder sie ist. Wenn Sie in einer Bilanz die positiven und negativen Seiten erfassen, werden Sie Unzulänglichkeiten eher verzeihen, wenn Sie die positiven Eigenschaften gegenüberstellen.
- Eine gute Partnerschaft ist Grundlage einer dauerhaften Ehe. Gerade, weil jüngere Generationen später heiraten und später Kinder bekommen, schaffen sie die Grundlage für eine partnerschaftlich ausgerichtete, stabile Ehe.
- Getrenntes Wohnen vermeidet viele Probleme, die andere Paare im Alltag meistern müssen. Ob sich daraus die Grundlage ergibt, eine wirklich stabile Beziehung zu begründen oder ob das Risiko steigt, sich ohne übliche Zwänge zu trennen, muss jeder für sich selbst beurteilen.
- Eine stabile Beziehung erfordert eine Partnerschaft, in der die Partner möglichst viele Gemeinsamkeiten besitzen, möglichst viel gemeinsam unternehmen und gemeinsame Ziele verfolgen.
- Bikulturelle Beziehungen stellen erhöhte Anforderungen, damit die Partner sich aus dem Blickwinkel ihrer jeweiligen Kultur als Partner verstehen und die Ehe Bestand hat.
Was ist Ihnen Ihre Partnerschaft und Beziehung eigentlich wert?
Bevor Sie darüber nachdenken, welche Aspekte eine gute Beziehung ausmachen, sollten Sie für sich selbst klären, was Ihnen Ihre Partnerschaft und Ihre Beziehung zum Partner eigentlich wert sind. Nur wenn Sie sich dessen klar und bewusst sind, dürften Sie in der Lage sein, Ihre Partnerschaft so zu leben, dass Ihr Partner tatsächlich Partner ist und Sie nicht einfach nur nebeneinander herleben. Eine gute Partnerschaft oder Beziehung lebt von der gegenseitigen Wertschätzung. Der Respekt für einander trägt dazu bei, dass Sie sich auf Augenhöhe begegnen und jeder den anderen so anspricht, wie er oder sie selbst angesprochen werden möchte.
Gut zu wissen:
Eine Beziehung muss noch keine Partnerschaft sein. Wenn Sie eine Beziehung zu einer anderen Person haben, ist diese zunächst nur eine Beziehung auf einer menschlichen Ebene. Diese Beziehung kann sich darauf beschränken, dass Sie miteinander essen gehen, miteinander in Urlaub fahren oder sexuelle Kontakte miteinander haben. Erst dann, wenn sich daraus die Gemeinsamkeit entwickelt, dass Sie die andere Person gleichberechtigt an Ihrem Leben wirklich teilhaben lassen, entwickelt sich daraus eine Partnerschaft. Letztlich ist es Ihre persönliche Einschätzung, ob Sie in Partnerschaft und Beziehung einen Unterschied sehen oder eher nicht.
Welche Aktiva und welche Passiva machen die Persönlichkeit Ihres Partners aus?
Negative Aspekte in der Persönlichkeit eines Partners oder einer Partnerin scheinen eine wichtigere Rolle zu spielen als positive Aspekte. Diese Einschätzung hat mit der Persönlichkeit des Menschen zu tun. Wir sind geneigt, Negatives stärker zu beachten und mehr Aufmerksamkeit zu schenken, während wir Positives eher als selbstverständlich und nebensächlich betrachten. Die Konsequenz daraus ist, dass ein negatives Verhalten stärker zu Buche schlägt. Damit findet auch das Konfliktpotenzial einen wesentlich größeren Nährboden.
Um dieses Risiko einzugrenzen, sollten Sie eine Bilanz aufstellen, in der Sie die positiven (Aktiva) sowie die negativen (Passiva) Persönlichkeitsmerkmale Ihres Partners oder Ihrer Partnerin erfassen. Wenn Sie dann tatsächlich einmal Anlass haben, sich über ein negatives Verhalten des Partners aufzuregen, sehen Sie zugleich, dass auf der anderen Seite die Aktiva stehen, die ein negatives Verhalten möglichst ausgleichen und als geringwertig erscheinen lassen.
Praxisbeispiel:
Gestatten Sie, ein lapidares, aber auch alltägliches Beispiel anzuführen. Frau sitzt morgens am Frühstückstisch, versteckt sich hinter der Zeitung, spricht kein Wort, reagiert auf Ansprachen muffelig und scheint froh zu sein, wenn sie aus dem Haus geht und Mann seinem Alltag überlässt. Diesem aus Sicht von Mann sicherlich negativen Verhalten stehen die hoffentlich vorhandenen positiven Eigenschaften von Frau gegenüber, wenn sie abends nach Hause kommt, Mann herzlich begrüßt, ihm Blumen mitbringt, ihn ins Kino einlädt und sie ihm alle 30 Minuten mitteilt, wie lieb sie ihn habe. Der negative Aspekt erscheint dann verhältnismäßig bedeutungslos, vor allem dann, wenn sie in der Persönlichkeitsstruktur von Frau begründet ist und Frauen es eben so in sich haben, wenn sie morgens erst mal ihre Ruhe haben wollen. Umgekehrt könnte sich Frau darüber aufregen, wenn Mann alles, was Frau herumliegen lässt, sofort weggeräumt und ihr den Eindruck vermittelt, sie wohne im Möbelhaus. Wenn Mann aber die Wohnung sauber hält, Frau für dessen Freizeitaktivitäten ordentlich Haushaltsgeld überlässt und sie spitzenmäßig bekocht, dürfte jener negative Aspekt kaum noch ins Gewicht fallen. Die jeweils zu ziehende Bilanz relativiert vieles. Das gilt natürlich auch andersherum.
Erfordert eine gute Partnerschaft eine Eheschließung?
Die Eheschließung ist heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr. Dennoch hat die Ehe auch bei jüngeren Generationen immer noch einen hohen Stellenwert mit steigender Tendenz. Da die Phasen des Erwachsenwerdens länger dauern und das Interesse steigt, sich selbst zu verwirklichen und das immer größer werdende Freizeitangebot wahrzunehmen, verschiebt sich das Alter der heiratswilligen Personen in spätere Lebensalter. Ehen werden heute eher geplant als aus Tradition abgeschlossen. Eine Beziehung mündet in der Ehe, wenn die Partner sich nicht nur als Liebhaber, sondern als echte Partner empfinden und davon ausgehen, dass sie ihr gemeinsames Leben im Hinblick auf ein gesichertes Einkommen und ein festes soziales Umfeld in geordneten Bahnen verlaufen lassen können.
In einer Untersuchung der Dating Seite „eHarmony“, die in der New York Times 2018 veröffentlicht wurde, wurde festgestellt, dass „Millennials“ später heiraten und später Kinder bekommen als frühere Generationen, mithin, weil sie sich die Zeit nehmen, sich kennenzulernen und eine praktische und sachliche Haltung gegenüber der Ehe einen höheren Stellenwert hat als früher. Eine stabile Beziehung wird als Grundlage für eine dauerhafte Ehe betrachtet.
Beeinträchtigt Streit Partnerschaft und Beziehung?
Streitigkeiten in der Partnerschaft sind normal. Es wird immer Anlässe geben, dass Sie anderer Meinung sind als Ihr Partner oder Ihre Partnerin. Meist geht es ums liebe Geld, die Kinder, die Freizeitgestaltung oder die Haushaltsführung. Auch wenn es Paare zu geben scheint, die mit derartigen trivialen Gegebenheiten offenbar keinerlei Probleme haben, wird es im Regelfall so sein, dass sich streitige Auseinandersetzungen auch in einer guten Partnerschaft und in einer stabilen Beziehung kaum vermeiden lassen.
In einer bei „Familiy Process“ veröffentlichen Studie der University of Tennessee konnte zwar nicht herausgefunden werden, was das Geheimnis scheinbar absolut glücklicher und lebenslanger Beziehungen ist. Die Forscher stellten aber fest, dass langjährig glückliche Paare sich vorwiegend über Themen auseinandersetzen, für die sie eine relativ schnelle Lösung finden konnten. Themen, die die Paare in der Befragung als wichtige Themen angegeben hatten und für die es keine greifbare Lösungen gab, waren eher selten Gegenstand streitiger Auseinandersetzungen. Als Grund bezeichneten die Forscher, dass die Auseinandersetzung schwierig zu lösender Probleme das Vertrauen der Partner in die Beziehung untergraben könnte. Wer sich fortlaufend mit schwierig zu lösenden Problemen herumstreitet, landet schnell im Frust und in der Aggression und diskutiert mit dem Partner ewig hin und her, ohne dass sich die Partner auf ein Ergebnis einigen können.
Daraus wiederum folgern die Forscher, dass erfolgreich und lösungsorientierte Paare die Zuversicht besitzen, auch schwieriger zu lösende Aufgaben gemeinsam anzugehen und dafür eine Lösung zu finden. Wichtig ist also die Fähigkeit, dass Sie unterscheiden können, welches Problem jetzt besprochen und gelöst werden muss und welches Problem Sie hintenanstellen und erst später über Lösungswege nachdenken.
Gut zu wissen:
Eine stabile Beziehung sollte einiges aushalten, gerade weil sie auf einer Partnerschaft beruht. Sind Sie verheiratet und vor allem, wenn Sie jung verheiratet sind, müssen Sie akzeptieren, dass auch die leidenschaftlichste Beziehung sich im Lebensalltag bewähren muss und immer wieder auf die Probe gestellt wird. Es wäre pure Träumerei, zu erwarten, dass immer nur die Sonne scheint. Eine Ehe ist kein Kaufvertrag, von dem Sie problemlos zurücktreten können, wenn der gekaufte Gegenstand Mängel aufweist. Eine Ehe ist ein gegenseitiges Versprechen, füreinander da zu sein und füreinander einzustehen, in guten Tagen, wie auch in schlechten Tagen.
Die Ehe ist eine Lebensgemeinschaft, in der Sie gemeinsam durchs Leben gehen wollen. Sie müssen das Leben mit seinen Höhen und Tiefen so akzeptieren, wie es ist. Gemeinsam schaffen Sie es vielleicht besser, sich im Leben zu bewähren. Sie sollten also auch in eine zeitweise unglückliche Beziehung Arbeit investieren. Stellen Sie sich selbst die Frage, warum Ihre Beziehung gerade problematisch erscheint. Dazu gehört auch, dass Sie Ihr eigenes Verhalten einbeziehen. Idealerweise suchen Sie das Gespräch mit Ihrem Partner und führen Ihre Beziehung auf den Weg zurück, von dem Sie oder Ihr Partner gerade abgewichen sind.
Stabilisiert oder gefährdet Wohnen in getrennten Wohnungen Partnerschaft und Beziehung?
Es soll immer mehr Paare geben, die sich für getrennte Wohnungen entscheiden. Wissenschaftler sprechen vom „Living-apart-Modell“ oder von einer „bilokalen“ Beziehung. Bei dem Schriftstellerpaar Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir scheint dieses Modell jedenfalls funktioniert zu haben, da diese mehr als 50 Jahre in getrennten Wohnungen lebten. Nach einer Umfrage des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung soll der Anteil bilokaler Beziehungen 7,3 % der Paare in Deutschland betragen. Allerdings ist der Anteil der unter 30-jährigen relativ hoch. Grund dafür dürfte sein, dass das Paar, nachdem es sich kennengelernt hat, nicht sofort zusammenzieht und erst mit zunehmenden Alter sich entscheidet, ihr Leben auch im Alltag gemeinsam zu gestalten.
Vorteilhaft kann sein, dass man sich nicht Situationen aussetzt, in denen man über Banalitäten im Haushalt streitet und damit die Beziehung auf die Probe stellt. Man trifft sich vielmehr dann, wenn man es möchte und dafür die Zeit und die Muße hat. Nachteilig dürfte sein, dass sich Paare in einer bilokalen Beziehung nicht wirklich kennen oder kennenlernen, da sie anders als zusammenwohnende Paare ihre Lebenswelten getrennt führen. Da jeder dem anderen vertrauen muss, dass er oder sie die Beziehung ernst nimmt, dürfte sich allein daraus ein eigenständiges Konfliktpotenzial begründen. Auch die Trennung fällt leichter. Da man räumlich sowieso getrennt ist, gibt es nichts, was umständlich und konfliktträchtig untereinander aufzuteilen wäre. Forscher glauben jedenfalls nicht, dass bilokale Beziehungen ein Modell für eine zukunftsfähige und dauerhaft überlebensfähige Beziehung sind und es sich, sofern das Paar zusammenbleibt, vielmehr um eine Übergangsform in eine feste Partnerschaft handeln dürfte.
In einer guten Partnerschaft erfinden sich die Partner fortlaufend neu
Ein Partner ist deshalb ein Partner, weil die Partner gemeinsame Wertvorstellungen und gemeinsame Ziele haben und vieles gemeinsam unternehmen. Nicht zuletzt fußt darauf die gegenseitige Sympathie. Diese Gemeinsamkeiten dürfen aber nicht zur Selbstverständlichkeit degradiert werden und dürfen auch nicht unbewusst in der Versenkung verschwinden. Vielmehr müssen diese Gemeinsamkeiten fortlaufend erneuert und im Alltag neu gelebt werden. Je mehr Gemeinsamkeiten ein Paar hat, desto leichter fällt der gegenseitige Austausch und desto geringer ist das Risiko, dass man sich irgendwann nichts mehr zu sagen hat. Gemeinsame Ziele erhöhen die Bindung untereinander und stabilisieren die Beziehung.
Praxisbeispiel:
Werden Sie Mitglied in einem Sportverein. Wandern Sie gerne, bietet die Mitgliedschaft in einem Wanderverein nicht nur ein hohes Maß an Geselligkeit, sondern schafft auch die Grundlage, dass Sie mit Ihrem Partner oder Ihre Partnerin viel Zeit verbringen und gemeinsame Erlebnisse genießen. Das, was Sie gemeinsam erleben, schafft Gemeinsamkeiten und Erinnerungen. Je mehr Gemeinsamkeiten und Erinnerungen an schöne Stunden Sie haben, desto stabiler wird Ihre Partnerschaft und Beziehung.
Wie gestalten sich Partnerschaften in bikulturellen Beziehungen?
Bikulturelle Beziehungen stellen erhöhte Anforderungen an die Partnerschaft. 2017 wurden in Deutschland 46.000 binationale Ehe geschlossen, in denen die Partner unterschiedliche Staatsangehörigkeiten besaßen. Problematisch scheint die Kommunikation zu sein, wenn der Partner die Sprache des anderen nur eingeschränkt versteht. Wer nicht angemessen miteinander kommunizieren kann, begründet das Risiko, missverstanden zu werden oder kann seine Wünsche, Vorstellungen und Interessen nicht angemessen artikulieren.
Auch die kulturell begründeten Überzeugungen und Einstellungen beinhalten ein hohes Konfliktpotenzial. Die Partner werden sich oft erst dann bewusst, welche Verhaltens- und Sichtweisen eine andere Kultur mit sich bringt, wenn sie zusammenleben und den Alltag meistern müssen. Auch das soziale Umfeld eines Partners und seine Loyalität zur eigenen Familie bringt es mit sich, dass sich der andere Partner darauf einstellen muss. Gelingt es beispielsweise nicht, sich in der Kindererziehung zu verständigen, treten Machtkonflikte zu Tage, die die Partnerschaft und Beziehung scheitern lassen können.
Fazit
Beziehungen sind wie Luftballons. Irgendwann entweicht die Luft. Wenn Sie dann neue Luft hineinblasen, festigen Sie die Beziehung. Wenn Sie hingegen tatenlos zusehen, wie die Luft entweicht, bleibt letztlich nur eine leere Hülle.
Autor: iurFRIEND-Redaktion