In Deutschland lebt jeder Fünfte allein - und das obwohl die Bundesbürger laut einer Umfrage an die Liebe fürs Leben glauben. Zwei Drittel sind sich sicher, ihren Traumpartner gefunden zu haben oder noch zu finden. Die Realität sieht allerdings anders aus: In den letzten 25 Jahren scheiterte jede dritte Ehe. Allein 2011 gingen circa 188.000 Beziehungen in die Brüche. Zwei Jahrzehnte zuvor lag die Scheidungsrate noch deutlich tiefer. Zu diesen Ergebnissen kam die jüngste Erhebung des Statistischen Bundesamtes.
Vor dem Hintergrund dieser negativen Zahlen befragte das Institut für Demoskopie Allensbach deutsche Frauen und Männer, warum es hierzulande so schwer ist, eine Ehe aufrechtzuerhalten. Die Befragten sehen den häufigsten Scheidungsauslöser in dem Druck, der viele Partnerschaften belastet. Denn jeder vierte hat Angst davor, dass er verlassen wird bzw. den Partner verlässt, weil der Traumpartner noch auf einen wartet. Aber auch die Panik vor der Untreue lastet auf vielen schwer - und das nicht ohne Grund: Während der Midlife-Crisis zählt Fremdgehen zu einem der häufigsten Trennungsgründe.
Kinder und Eltern nicht enttäuschen
Obwohl die Scheidungsrate so hoch ist, sind die meisten Deutschen unfreiwillig allein. Wie die Umfrage weiter herausfand, leben von den rund 30 Prozent der befragten Singles nur zehn Prozent aus Überzeugung ohne einen Partner. Viele gaben dabei an, mit professioneller Hilfe versucht zu haben, die Beziehung wieder zu kitten. Für die Beziehung zu kämpfen ist den Deutschen also wichtig. Dabei sollte man allerdings wissen, wann es zu spät ist: Im Schnitt leben geschiedene Ehepaare 14,5 Jahre in schlechten wie in guten Zeiten, bevor sie sich endgültig trennen. Vor 20 Jahren traten die meisten Eheleute bereits nach elf Jahren vor den Scheidungsrichter, so das Statistische Bundesamt.
Den Grund, warum es viele Paare nur kurz miteinander aushalten, sehen Psychologen wie Insa Fooken in einem grundlegenden Punkt: Einige Ehen stecken bereits in den ersten Jahren in der Krise. Sie halten nur an der Beziehung fest, weil sie ihre Eltern bzw. Schwiegereltern oder Kinder nicht verletzen wollen. Insa Fooken ist erstaunt über die hohe Zahl der Frauen beispielsweise, die mit ambivalenten Gefühlen in die Ehe gehen oder nach den Flitterwochen sehr schnell deprimiert sind - schlechte Voraussetzungen, eine Ehe glücklich zu führen.
Wer unglücklich eine Ehe startet, wird höchstwahrscheinlich unglücklich bleiben. Nur die wenigsten Paare können die schlechte Ausgangssituation zum Guten wenden. Einer jeden Beziehung kann es einmal passieren, dass Routine sie einholt und die Liebe eingeschlafen wirkt. Psychologen raten in diesem Fall, das Problem als solches zu erkennen und daran zu arbeiten. Denn wer nichts daran ändert, wird seine Ehe auch nicht retten können.