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Ach, die Liebe! Nicht immer hat eine Ehe so romantische Gründe. (© Sergey_Ryzhenko - Fotolia.com)

Sieben unromantische Gründe für eine Eheschließung

 
 

Dass sich zwei Menschen finden, die beschließen zu heiraten, bedeutet nicht zwingend, dass sie damit ihrer Liebe eine offizielle Form geben wollen. Es bedeutet nicht mal, dass sie sich lieben. Damals wie heute lassen sich viele Gründe nennen, die mit einer Liebesheirat mal so gar nichts zu tun haben. Denn so unterschiedlich die Zeiten und Orte sind, desto unterschiedlich sind auch die Motive der Heirat.

Politik

Im Mittelalter stellte die Ehe für Herrscherfamilien eine Möglichkeit dar, sich mit anderen Königreichen und Ländern zu verbünden. So bekam die Heirat den Beigeschmack der Friedenspetition oder gar der militärischen Aufrüstung. Die Ehe war im Grunde ein Machtaufbau durch Familienzusammenlegung. Nicht umsonst wurde eigens hierfür der Begriff „Heiratspolitik“ geprägt.

Verbergen der Homosexualität

Man schrieb schon das Jahr 2001, als in China Homosexualität von der Liste der Geisteskrankheiten gestrichen wurde. Die Gesellschaft steht dem Thema auch weiterhin sehr misstrauisch gegenüber. Die traditionelle chinesische Familie bestehe aus einem Mann, einer Frau und einem Kind, so die Konservativen. Deswegen steigt der Druck auf unverheiratete Erwachsene um die 30. Um nicht „aufzufallen“, leben über 90% der homosexuellen Chinesen in einer Heteroehe. Das Thema gleichgeschlechtliche Beziehungen ist immer noch sehr verpönt und besonders die Hemmschwelle, es den Eltern zu erzählen, bleibt für manch einen zu hoch. So ist eine Ehe die oft gewählte Tarnung für die eigentliche sexuelle Neigung.

Schwangerschaft

Wollte man doch nur ein kurzes Abenteuer erleben, so stellt der Blick auf den positiven Schwangerschaftstest klar, dass sich zumindest eine enge biologische Verbindung auf den Weg gemacht hat. Was noch vor einigen Jahrzehnten aus christlicher Sicht unweigerlich eine Eheschließung als Folge haben musste, wird heutzutage zumindest in Westeuropa entspannter gesehen. In anderen Teilen der Welt gibt es diesen gesellschaftlichen Druck aber nach wie vor. Trotzdem beschließen viele Paare, dass vor der Geburt geheiratet wird – einfach auch schon aus bürokratischen Gründen wie der Anerkennung der Vaterschaft.

Visum für die EU

Das Schengener Abkommen bietet nicht nur den Europäern viele Vorteile: Lücken im EU-Recht locken vor allem Asiaten und Nordafrikaner an, um in Irland hauptsächlich osteuropäische junge Frauen zu heiraten und somit unter dem Mantel einer Scheinehe ein EU-Visum zu erlangen. Denn eine europäische Ehefrau bietet dem Bräutigam auf der grünen Insel ein fünfjähriges Visum, eine Irin nur die Aufenthaltsgenehmigung für ein Jahr. Gegen Bezahlung und Luxusmode werden sich also so Wege in die EU gekauft. Es gibt aber auch Fälle, bei denen EU-Bürger die Ehe aus Mitleid eingehen und ihre Scheinehe als Akt der Menschlichkeit sehen, um dem Ehepartner ein besseres Leben zu ermöglichen. Diese Art der Eheschließung bleibt vor dem Gesetz aber eine kriminelle Handlung.

Presse

Wären wir alle prominent und reich, könnten wir vielleicht nachvollziehen, was an Hochzeiten im Reality-TV so reizvoll ist – erst recht, wenn einige Wochen oder gar Stunden später die Scheidung eingereicht und das Medienkarussell erneut angeworfen wird. Eine Blitzhochzeit mit Blitzscheidung ist natürlich ein willkommenes Fressen für die Presse und ein durchaus lukrativer Coup eines oder am besten gleich mehrerer B-Promis. Der Stellenwert der Ehe als Krönung einer Partnerschaft bekommt aber durch solche Aktionen ziemliche Kratzer.

Mietvertrag

Hatte Mann in den 50er bis 70er Jahren des letzten Jahrhunderts einen Job, der häufige Umzüge mit sich brachte, und eine Freundin in der Heimatstadt, gab es unter Umständen folgendes Problem: Mietverträge gab es oft entweder nur für Alleinstehende oder Verheiratete. Wollte man also in der neuen Stadt zusammenleben – und zwar als Paar und nicht als Cousine und Cousin –, konnte das leicht in einer eiligen Heirat enden, um die Anforderungen des Vermieters zu erfüllen. Wenn neben dem praktischen Gedanken aber trotzdem Gefühle mit im Spiel waren, dann hat dieser Umstand den Entscheidungsprozess aber vielleicht einfach nur beschleunigt.

Finanzielle Motive

Geht es einigen Menschen in Industrieländern darum, weniger Steuern zu zahlen oder bei Versicherungen zu sparen, geht es asiatischen Familien aus armen Verhältnissen oft um die eigene finanzielle Absicherung im Alter und um die der Kinder. Man weiß, dass die eigenen Kinder in einem Haus mit den nötigen Mitteln für ein besseres Leben aufwachsen können. Natürlich gibt es dabei auch den Gedanken, selbst von dieser Situation zu profitieren. Die Aussteuer wird somit zu einer Art Versicherung.

Egal ob materiell oder existenziell – Gründe für den Bund für’s Leben gibt es zuhauf. Die wichtige Frage dabei muss man sich aber weiterhin selbst beantworten: Was verspreche ich mir von einer Ehe und welche Motive genügen mir persönlich, um den Schritt zur Heirat zu wagen?