Reden und Zuhören fallen am Anfang einer jeden Beziehung noch sehr leicht. Man lernt sich erst kennen und hat entsprechend viel zu erzählen. Frisch verliebt, wie man ist, möchte man dem Partner alles über sich erzählen (und ihn damit beeindrucken) und hängt auch bei jedem seiner Worte an dessen Lippen. Der Partner ist neu, mystisch und interessant, und wenn man nicht gerade mit nonverbalen Dingen beschäftigt ist, ist es das schönste, sich mit ihm auszutauschen. Aber wenn dann so die Jahre ins Land gezogen sind, kennt man sich irgendwann in und auswendig. Hinzu kommen die Pflichten des Alltags und die eigenen Sorgen und irgendwann rücken Romantik und Aufmerksamkeit in den Hintergrund. Manche schaffen es, sich auch unter diesen Bedingungen weiter prächtig zu VERSTEHEN. Andere sind dagegen irgendwann bei zerstörerischem Dauerstreit oder bei schweigsamer Koexistenz angelangt.
Acht Tipps zum neuen Redeglück
Doch wie kommt man aus dem Schlamassel raus? Dafür muss man erst mal bereit sein, selber den ersten Schritt zu tun. Wer nur darauf wartet, dass sein Partner auf ihn zukommt, kann vielleicht noch im Jenseits darauf warten.
Wer dagegen selbst die Initiative ergreift, kann sich vielleicht am Ende anstelle von Streit und Stille über eine positive Kommunikation freuen, die die Ehe fördert, vertieft und belebt. Denn zu einer glücklichen Partnerschaft gehört auch eine gute Kommunikationskultur. Wichtig ist dabei auch, dass beide Partner ein gleich großes Interesse haben, die Ehe zu retten und dass am Ende die Wünsche und Vorstellungen beider gleichermaßen zufriedengestellt werden. Acht goldene Regeln können dabei helfen.
Regel 1: Aktiv zuhören
Bevor man wild drauflos plappert, kommt es erst einmal darauf an, dem Partner (wieder) zuzuhören und ihn bewusst wahrzunehmen. Statt mit den Gedanken schon wieder halb beim Job oder dem Abendessen zu sein und seine Antwortfunktion auf Automatik zu stellen, sollte man sich die Erlebnisse und Ansichten des anderen aufmerksam anhören. Nur wer seinen Liebsten kennt, kann auch auf dessen Bedürfnisse und Wünsche eingehen. Und das hilft Ihnen nicht nur bei der Suche nach dem nächsten Geburtstagsgeschenk weiter. Es ist auch eine Frage des Respekts und der Wertschätzung. Sie selber wollen ja auch, dass man Ihnen zuhört. Dabei kommt es nicht nur darauf an, still wie eine Statue zuzuhören. Aktives Zuhören erfordert auch, dass Sie Ihr Interesse am Gespräch unter Beweis stellen. Das lässt sich durch einfaches Nicken oder ein gelegentliches „hm“ bewerkstelligen, aber auch durch gezielte Nachfragen und kurze Wiederholungen des Gehörten. Dadurch weiß Ihr Partner, dass Sie auch geistig anwesend sind.
Regel 2: Ehrlich sein
Doch auch wenn Zuhören wichtig ist, so ist es doch nur die halbe Miete. Genauso wichtig ist es, offen und ehrlich mitzuteilen, was einen selbst bewegt. Wer Angst davor hat, seinem Partner seine Gedanken und Gefühle mitzuteilen, kann unmöglich eine harmonische Ehe führen. Wie soll Ihr Partner auf Sie eingehen können, wenn er nicht weiß, was Sie wollen und was Sie nicht wollen und wenn Sie stattdessen Ihre Sehnsüchte und Sorgen in sich hineinfressen?
Oft wird in Beziehungen nur auf versteckte Weise kommuniziert. Man versucht dem Partner durch subtile Anspielungen oder scheinbar banale Alltagsaussagen zu vermitteln, was einen stört oder bedrückt. Das funktioniert aber äußerst selten: Sie können von ihrem Partner nicht erwarten zu erraten, was in ihrem Kopf vorgeht. Sprechen Sie Probleme ruhig offen an, achten Sie aber dabei darauf den Partner nicht anzugreifen oder ihm Vorwürfe zu machen.
Bestimmte Fragen kann man auch vor Beginn der Ehe klären. Wollen Sie Kinder? Wollen Sie irgendwann im Ausland wohnen? Planen Sie eine zeitraubende Karriere? Dann sollte Ihr zukünftiger Gatte davon erfahren und entscheiden können, ob das mit seinen eigenen Plänen zusammenpasst. Nur so können Sie auch eine gemeinsame Zukunft planen.
Regel 3: Streiten. Aber richtig!
Niemand verlangt von Ihnen, in Ihrer Beziehung immer nur eitel Sonnenschein zu haben. Gerade wenn Sie offen und ehrlich ansprechen, was Sie belastet, werden Sie nicht um den einen oder anderen Streit herumkommen. Solche Konflikte sind völlig normal. Wichtig ist aber, dass Sie am Ende zu einer Lösung führen, mit der beide Parteien gut leben können. Wenn das aber nicht gelingt und man den Streit dauernd vertagt oder über einen längeren Zeitraum fortführt, wird er destruktiv und sinnlos.
Regel 4: Verzeihen können
Schnell ist mal ein Wort zu viel rausgerutscht oder man hat im Eifer des Gefechts unfair reagiert. Oder aber man selbst wurde im Streit vor den Kopf gestoßen. Natürlich kann man jetzt darauf beharren, dass man ja eigentlich recht hatte oder dem Partner seine Verfehlungen ewig vorhalten, aber viel schöner und gesünder ist es, zu verzeihen. Wer einen Fehler verzeiht, beweist emotionale Reife und verhindert, dass aus einem kleinen Konflikt das Ende der Ehe erwächst. Außerdem ist selten nur ein Mensch allein der Schuldige. Suchen Sie die Schuld im Zweifelsfall auch erst mal bei sich selbst und nicht nur beim Gegenüber. Umgekehrt sollte man auch bereit sein sich zu entschuldigen, wenn man selber etwas gehörig verbockt hat. Dann ist es an Ihnen, den ersten Schritt zu tun und wenn möglich auch eine Wiedergutmachung anzubieten. Natürlich sollten Sie sich dabei auch nicht zu sehr erniedrigen. Immerhin kann jeder einmal Fehler machen.
Regel 5: Das Wie und Wann
Wenn man miteinander redet, kommt es nicht allein darauf an, was man sagt, sondern ebenso auf die Formulierung, die Betonung und den richtigen Zeitpunkt. Kritik kann beispielsweise sarkastisch und verletzend oder aber sachlich und durch die Blume ausgedrückt werden. Eine gute Methode dafür ist die Vermeidung von „Du-Sätzen“. Stattdessen sollte man lieber die „Ich-Form“ verwenden. Während ein „Du“ („Du hast schon wieder nicht das Licht ausgemacht“) anklagend und oberlehrerisch wirkt, spricht ein „Ich“ nur von den eigenen Bedürfnisseen („Ich fände es lieb, wenn du immer das Licht ausmachen würdest“) und wirkt deeskalierend. Auch ein „Ich liebe dich“ gleicht nicht unbedingt dem anderen. Mal klingt es wie eine lästige Pflichtübung und mal wie ein berührender Ausdruck überschäumender Gefühle. Ähnlich wichtig ist ein gut gewählter Zeitpunkt. Wenn Ihr Partner müde, gestresst oder niedergeschlagen ist, ist vielleicht nicht unbedingt der richtige Moment um unangenehme oder komplizierte Themen anzuschneiden. Besser ist es dann, einfach abzuwarten.
Regel 6: Streitauslöser vermeiden
Wenn Sie schon streiten, dann sollten Sie zunächst einmal nur EINEN Streit führen. Und zwar den momentanen. Wärmen Sie keine Konflikte und Vorfälle auf, die schon Monate oder Jahre zurückliegen und auf die Sie trotzdem wieder zurückkommen, wenn Sie Argumente oder Rechtfertigungen brauchen. Bleiben Sie unbedingt beim Thema.
Vermeiden Sie auch Floskeln, die sich – scheinbar – an niemand bestimmten richten. „Man könnte die Spülmaschine ausräumen“ lässt ohnehin wenig Unklarheit über den Adressaten, wenn außer Ihnen und ihrem Partner niemand zugegen ist. Solch eine Formulierung macht fast sicher wütend.
In eine ähnliche Kategorie fallen Verallgemeinerungen. Äußerungen wie „Du denkst NIE daran“ oder „Das ist doch IMMER das Gleiche“ bringen niemanden weiter, sondern höchstens ihren Gatten auf die Palme.
Dass Schimpfwörter, absichtliche Kränkungen und unbegründete Vorwürfe, die Kommunikation zwischen Ihnen vergiften, liegt wahrscheinlich ohnehin auf der Hand. Bleiben Sie lieber sachlich und fair und begründeten Sie Ihre Kritik auch.
Regel 7: Nicht flüchten
Manchmal kann es besser sein, sich aus dem Weg zu gehen, wenn man ansonsten etwas sagen würde, was einem später leidtut. Oder wenn man ansonsten gar handgreiflich werden würde. Aber auf Dauer ist Ausweichen auch keine Lösung. Wer sich immer zurückzieht, sobald ein Thema unangenehm wird, der wird auch nie zu einer gemeinsamen Lösung finden und am Ende damit nur der gemeinsamen Beziehung Schaden zufügen. Ähnlich sieht es mit Gegenangriffen aus, die letztlich nur vom eigentlichen Thema ablenken. Stellen Sie sich Ihren Problemen und diskutieren Sie sie lieber aus, als davonzulaufen.
Regel 8: Nicht nur über Probleme reden
Nun haben wir viele Möglichkeiten besprochen um unnötige Streitigkeiten, Eheprobleme und versteckten Groll aus dem Weg zu räumen. Aber selbst, wenn das gegenseitige Verhältnis in diesem Sinne harmonisch ist, ist nicht immer auch eine glückliche Beziehung garantiert. Es gilt auch, eine Positivkommunikation zu pflegen. Suchen Sie sich Themen, zu denen sie beide etwas zu sagen haben. Fragen Sie nach dem Alltag des anderen, reden Sie über das Tagesgeschehen, über Hobbys, Nachrichten, die eigene Kindheit, gemeinsame Freunde, interessante Filme oder über Zukunftspläne. Die Themenvielfalt ist im Grunde grenzenlos, und wenn der Gesprächsfluss ins Stocken gerät, reicht manchmal schon etwas Mut zu einem ungewohnten Thema, um ihn wieder anzustoßen. Und wenn es gerade mal überhaupt nichts gibt, über das Sie reden wollen, dann trauen Sie sich ruhig mal, zu schweigen. Wenn dieses Schweigen angenehmen und vertraut und nicht drückend und peinlich ist, ist das auch ein guter Indikator dafür, wie es zwischen Ihnen aussieht. Aber ohnehin gibt es etwas, das man häufig sagen kann und das im Grunde nie fehl am Platz ist. Sagen Sie Ihrem Partner immer, wenn Sie etwas an ihm mögen, und sparen Sie nicht mit ernst gemeinten Komplimenten. Und auch mit Ihrer eigenen guten Laune sollten Sie nicht hinter dem Berg halten. Das schafft einen Ausgleich zu den Sorgen und Problemen des Alltags.
Sind Sie mit der Kommunikation in Ihrer Ehe zufrieden? Hatten Sie schon einmal Ehekrisen, die Sie überwunden haben? Teilen Sie es uns mit!