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"Jetzt herrsche ich!" Mit einem Kind ändern sich die Prioritäten in einer Partnerschaft. (© Alena Yakusheva - Fotolia.com)

Plötzlich Eltern – was nun?

 
 

Sobald der Schwangerschaftstest ein positives Ergebnis zeigt, tritt in fast jeder Ehe oder Beziehung der Ausnahmezustand ein. Egal wie alt, reif oder gut vorbereitet man ist: Das neue Leben wird sich wie ein Wirbelsturm durch den Partnerschaftsalltag fräsen und dabei keinen Stein mehr auf dem anderen lassen. Damit trotzdem das Fundament der Liebe intakt bleibt und man darauf eine glückliche Familie errichten kann, sollte man sich all der Schattenseiten und Glücksmomente des Elterndaseins bewusst sein. Wir helfen dabei, ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen. Also folgen Sie uns. Aber leise, damit das Baby nicht aufwacht …

Herzlichen Glückwunsch, es ist… eine Herausforderung

Gerade in den ersten Monaten und Jahren gleicht die Elternschaft einem Drahtseilakt. Die Sorge, die Freude und die Verantwortung, die zusammen mit dem Nachwuchs aus dem Mutterleib purzeln, überstrahlen so ziemlich alles andere. Leider auch schnell die Zweisamkeit, die ja eigentlich erst der Grund war, sich beim Anblick seines Partners zu denken „Ich will ein Kind von dir!“

Das größte Problem ist die Zeit. Bereits unter normalen Umständen bedienen sich Job, Hausarbeit, Einkäufe, Amtskram und andere Erledigungen großzügig an diesem knappen Gut und nun will auch ein kleiner Schreihals seinen Teil davon haben. Und zwar keinen kleinen.

Das Resultat: Zeit wird knapp und es wird gespart, wo es nur geht. Romantische Abende bei Kerzenschein, Sex, intensive Gespräche. All diese Zeitfresser werden größtenteils wegrationalisiert oder zumindest eingeschränkt, damit der Nachwuchs noch genug vom mageren Zeitkuchen abbekommt. Und selbst wenn für diese Dinge noch Zeit übrig bleibt, hat man oft auch nicht mehr die Kraft und die Energie, um in Stimmung zu kommen. Dass man auch weniger Zeit fürs Schminken, Frisieren oder Stylen hat, tut sein übriges zur Demontage von Romantik und Leidenschaft.

Die Verschiebung von Bedürfnissen

Generell stehen jetzt die Bedürfnisse des jungen Lebens, das da ins Haus gepurzelt ist im Vordergrund. Dann kommt lange nichts und irgendwann dann die eigenen Bedürfnisse und die des Partners. Das war früher anders. Immerhin wurde die Partnerschaft ja auf dem (impliziten) Versprechen gegründet immer füreinander da zu sein. Zwischen Windelwechseln, Babyschreien, Arztbesuchen, Sorgen machen und dem Wälzen von Elternratgebern ist dafür aber immer seltener Platz. So wird vor allem der Mann schnell eifersüchtig auf das Kind, das immerhin mehr Aufmerksamkeit von seiner Frau bekommt als er. Und auch der ständige Schlafmangel wirkt sich negativ auf die Ehe aus.

Umgekehrt kann auch Eifersucht auf den Partner entstehen, wenn das Kind scheinbar lieber bei diesem ist als bei einem selbst. Und: Mit der Erziehung des Kindes hat man ein zusätzliches Streitthema, bei dem die Emotionen hochkochen können.

Gleichzeitig schrumpfen die Möglichkeiten für Auszeiten und Rückzugsorte bedenklich zusammen. Geliebte Hobbys können für eine lange Zeit nicht mehr so gepflegt werden wie gewohnt und auch dazu einfach mal die Füße hochzulegen kommt man seltener. Einer der Partner muss wahrscheinlich auch seinen Job pausieren und Dinge wie Urlaub oder Partyabende sind von nun an schwer zu organisieren. Freunde verabschieden sich teilweise, weil man eben nicht mehr so flexibel ist und weniger Zeit hat. Schnell fehlt die Abwechslung und auch die Ausgeglichenheit der Partner leidet darunter, was die Wahrscheinlichkeit von Konflikten weiter in die Höhe treibt.

Auch im finanziellen Sektor sieht es schwieriger aus. Musste man vorher nur zwei Menschen mit wahrscheinlich auch zwei Gehältern versorgen, hat man jetzt – zumindest zeitweise – wahrscheinlich nur ein Gehalt oder anderthalb zur Verfügung. Zumindest, bis das Kind tagsüber betreut werden kann. Dafür muss man das Baby mit Nahrung, Windeln, Spielsachen, Pflegeartikeln und allem anderen Notwendigen versorgen. Das geht ganz schön ins Geld. Durch die finanzielle Verantwortung hat der berufstätige Partner auch mehr Angst um seinen Job.

Und auch der Alltag wird schwieriger und konfliktreicher. Der gewohnte Tagesablauf ist Geschichte, Spontanität ein seltenes Wagnis und Planung und Verantwortung werden zu Leitmotiven. Auch Hausarbeit und Reinigungsaufwand nehmen drastisch zu. Schnell fühlt man sich überfordert.

Elternglück

Das klingt jetzt alles sehr negativ, aber man darf nicht vergessen, dass das Elterndasein auch sehr schön sein kann. Immerhin hat man mehr Grund zu lachen als zuvor, was schon daran liegt, dass man an der Freude seines Kindes teilhaben kann. Auch die Kontakte zu Familienmitgliedern werden oft enger. Hier wirkt der kleine Wurm wie ein Magnet. Das hat den angenehmen Nebeneffekt, dass man auch mal auf einen „Babysitter“ zurückgreifen kann, wenn man einen braucht.

Auch Freunde lernt man über das Kind oft neue kennen, sei es über Krabbelgruppen, Kindergarten oder Schule oder sei es, weil ein Kind einfach eine prima Möglichkeit ist, um ins Gespräch zu kommen. Das bereichert dann auch wieder die Beziehung. Auch finanziell wird einem durch Elternzeit, Elterngeld und Kindergeld vom Staat etwas unter die Arme gegriffen. Was das Emotionale betrifft, kann jeder Partner auch einen Teil der Aufmerksamkeit, die ihm aufseiten der Zweierbeziehung verloren geht, durch das Kind kompensieren. Und eine Partnerschaft, die diese Feuerprobe überstanden hat, ist auf jeden Fall gefestigter als zuvor. Im besten Fall wird man als Eltern auch geduldiger und entspannter, was wiederum der Ehe zugutekommt.

Gut vorbereitet

In jedem Fall ist es am wichtigsten, dass man sich reif für ein Kind fühlt. Problematisch ist es dann, wenn nur ein Partner das Kind wirklich will und der andere nur überredet wird. Ist das Kind einmal unterwegs, sollte man sich schon während der Schwangerschaft Gedanken über die Organisation und die Verteilung von Aufgaben machen und viel miteinander reden. So kann man sich gegenseitig die Angst nehmen, die auch bei vielen Vätern wächst, je näher der Schwangerschaftstermin kommt. Je mehr man vorher vorbereiten und klären kann, desto besser. Dabei ist es natürlich nicht möglich, sich völlig auf ein Kind einzustellen. Selbst wenn man sich eine gute Organisation angewöhnt – in einer Familie das A und O – braucht man immer auch einen Plan B. Ansonsten ist es wichtig, sich auch nach Ankunft des Kindes noch Zeit für Zweisamkeit freizuräumen und dem Partner weiter zu zeigen, dass man ihn liebt. Und man sollte jede Hilfe in Anspruch nehmen, die man kriegen kann. Wenn man Verwandte oder Freunde hat, die das Kind auch mal für eine Zeit nehmen ist schon wieder viel gewonnen. Ein Kind stellt eine Partnerschaft also auf eine schwere Probe, aber nicht unbedingt vor eine unlösbare Aufgabe. Und so ein kleiner Wurm ist das ja vielleicht auch wert.