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Partnerschaft nach der Geburt

 
 

Die Geburt eines Kindes stellt manche Beziehung und damit die Partnerschaft auf eine oft nicht unbedingt vorhersehbare Probe. Egal, ob das Kind planmäßig oder außerplanmäßig auf die Welt gekommen ist, sind Sie als Elternteil für Ihr Kind verantwortlich. Sie stehen aber auch für Ihren Ehepartner in der Verantwortung. Lassen Sie uns darüber sprechen, wie Sie in der Partnerschaft nach der Geburt Ihres Kindes zurechtkommen.

Ist die Partnerschaft nach der Geburt eine andere als zuvor?

Aller guten Dinge sind drei, heißt es bekanntlich. Vor der Geburt Ihres Kindes lebten Sie wahrscheinlich in trauter Zweisamkeit mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin. Sie konnten mehr oder weniger tun und lassen, was Sie wollten. Bestenfalls haben Sie alles gemeinsam unternommen. Sie fühlten sich als Partner. Jetzt kommt es mit der Geburt des Kindes darauf an, wie Sie Ihre Partnerschaft verstehen und leben wollen.

Haben Sie Ihre Partnerschaft bislang so verstanden, dass Sie den Partner oder die Partnerin als Sparringspartner für gemeinsame Unternehmungen benutzt haben, werden Sie mit der Geburt des Kindes Ihre Partnerschaft neu definieren müssen. Sie werden jetzt bereit sein müssen, sich einer neuen Aufgabe zu widmen, auf die Sie das Leben kaum vorbereitet hat und die Sie in Ihr eigenes und Ihr gemeinsames Leben irgendwie integrieren müssen. Bestenfalls läuft alles wie von selbst. Vielleicht empfinden Sie die Geburt Ihres Kindes als die Krönung Ihrer Beziehung. Dann sollten Sie keine Probleme haben, Ihr gemeinsames Kind als Ihr gemeinsames Glück zu betrachten und gemeinsam dafür Verantwortung zu tragen.

Empfinden Sie die Geburt Ihres gemeinsamen Kindes hingegen als ein Ereignis, das Ihr Leben durcheinanderwirbelt, werden Sie sich neu organisieren müssen. Idealerweise stimmen Sie sich dazu mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin ab und entwickeln eine gemeinsame Lebensplanung.

Wie verändert sich die Beziehung?

Ob sich Ihre Beziehung verändert, hängt allein von Ihnen und natürlich auch von Ihren Gegebenheiten ab. Vielleicht führen Sie sich das gesetzliche Leitbild des § 1356 BGB vor Augen. Danach regeln Sie die Haushaltsführung im gegenseitigen Einvernehmen. Sind Sie oder der Ehepartner erwerbstätig, haben beide auf die Belange des anderen und der Familie die gebotene Rücksicht zu nehmen. Es ist jetzt Ihre Aufgabe, dieses Leitbild mit Leben zu füllen.

Im Idealfall verstehen Sie Ihren Partner oder Ihre Partnerin als Partner. Partner bedeutet, dass Sie den anderen ernst nehmen und auf seine Belange die gebotene Rücksicht nehmen. Sie werden nicht umhinkommen, Ihre eigenen Interessen zurückzufahren. Gelingt dies nicht, wird sich der Partner oder die Partnerin zurückgesetzt fühlen und sich früher oder später in eine Abwehrhaltung zurückziehen. Alles, was Sie dann tun, wird unter diesem Blickwinkel betrachtet. Sie sind dann nicht der Partner oder die Partnerin, die die Beziehung leben, sondern eine Person, die eigene Interessen verfolgt.

Haben Sie ein Kind in die Welt gesetzt, stehen Sie in einer besonderen Verantwortung. Sie meistern diese Verantwortung am besten, wenn Sie diese mit Ihrem Partner teilen. Natürlich ist die Geburt eines Kindes eine Zäsur für jede Beziehung. Betrachten Sie sich möglichst als Team, in dem jeder Partner seinen Beitrag zum Familienunterhalt leistet. Respektieren Sie jede Art von Beitrag, sei es Haushaltsführung, Kinderbetreuung oder Geld verdienen für den Familienunterhalt.

Wichtig ist trotz allem, dass Sie sich gegenseitig Freiräume zugestehen. Kinder nehmen ihre Eltern gerne voll in Anspruch. Erwarten Sie trotzdem nicht, dass sich der Partner oder die Partnerin tatsächlich rund um die Uhr nur dem Kind widmet und eigene Interessen bedingungslos ignoriert. Jeder Mensch braucht seinen Freiraum. Gestehen Sie sich gegenseitig Aktivitäten zu, mit denen Sie Ihre Leistungsreserven möglichst wieder aufbauen können. Äußern Sie Ihre Wünsche. Tragen Sie diese aber unter Berücksichtigung der Interessen des Partners so vor, dass Sie eine gemeinsame Linie finden.

Legen Sie nicht jedes Wort auf die Waagschale

Steht der Mensch unter Stress, fallen oft Worte, die den Partner verletzen. Gerade, wenn der Partner oder die Partnerin in der Betreuung des Kindes gefordert ist und seinen Unmut durch unbedachte Worte oder Gesten äußert, sollten Sie nicht jedes Wort auf die Waagschale liegen. Vieles ist der Situation geschuldet. Oft folgt dem bösen Wort die Reue. Wenn Sie dann gleich reagieren, verbauen Sie dem Partner den Weg, sein böses Wort zu bereuen. Dann gibt ein Wort das andere. Und schon liegen Sie im Streit, obwohl Sie überhaupt nicht die Absicht dazu hatten.

Lassen Sie den Partner nicht allein

Eine gute und stabile Partnerschaft erfindet sich täglich neu. Ihr Partner ist genau so viel wert, wie Sie diesen wertschätzen. Wertschätzung äußert sich vornehmlich in der Kommunikation der Partner untereinander. Es kommt also darauf an, dass Sie Ihre eigene Position hinterfragen, Schwachstellen erkennen und eingestehen und umgekehrt auf den Partner so eingehen, dass die Kommunikation überhaupt möglich ist und möglichst konstruktiv verläuft. Kommunikation verläuft vornehmlich, aber nicht ausschließlich, durch Worte.

Wenn Sie Gemeinsamkeiten, beispielsweise die Existenz Ihres gemeinsamen Kindes, herausstellen oder solche Gemeinsamkeiten schaffen, geschieht Kommunikation fast von selbst. Wichtig ist, dass Sie Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin zuhören und nicht ständig selbst das Wort führen. Hören Sie aus Worten, Gefühlsregungen oder Handlungen heraus, was der Partner empfindet und wo Handlungsbedarf besteht. Partnerschaft ist kein Selbstläufer. Gerade nach der Geburt eines Kindes kommt es darauf an, nicht das Kind allein zum Mittelpunkt Ihrer Beziehung zu machen, sondern gemeinsam mit dem Partner den Rahmen zu bilden, in dem sich Ihr Familienleben und damit Ihre Beziehung untereinander abspielt.

Leben Sie Ihre Partnerschaft also täglich neu. Auch ein scheinbar noch so unwichtiges Wort kann eine enorme Bedeutung haben, wenn der Partner oder die Partnerin dieses Wort als Lob, Ausdruck von Zuneigung, Achtung oder Wertschätzung empfindet. Selbst Kleinigkeiten haben erstaunlich große Wirkung. Überraschen Sie den Partner und die Partnerin mit einem wenn auch nur kleinen Geschenk, einem gemeinsamen Abendessen oder der Ankündigung, das Wochenende gemeinsam an einem schönen Ort zu verbringen.

Ist Babysitting eine Lösung?

Ist Ihr Bedürfnis nach Veränderung groß, können Sie einen Babysitter engagieren, der das Kind in Ihrer Abwesenheit betreut. Für kurze Zeiträume ist dieses sicher in Ordnung, solange Ihre Abwesenheit nicht zur Regel wird. Wenn Sie den Freiraum gemeinsam mit Ihrem Partner nutzen, Ihre Beziehung zu stärken, profitiert auch Ihr Kind. Es ist letztlich eine persönliche Entscheidung, ob und für welchen Zeitraum Sie Ihr Kind einer vielleicht fremden Person anvertrauen und Ihre eigenen Interessen in den Vordergrund stellen. Auch hier muss das Maß der Dinge das Ziel sein.

Besonderer Fall: Mehrlingsgeburt

Mehrlingsgeburten sind heutzutage keine Seltenheit mehr. Zwillinge oder Drillinge sind eine echte Herausforderung und toppen alles, was bei der Erziehung eines einzelnen Kindes eine Rolle spielt. Zugleich sind Zwillinge aber ein Geschenk der Natur, das unglaublich viel Freude mit sich bringt. Als Elternteil sind Sie besonders gefordert, den anderen in der Betreuung der Kinder zu unterstützen. Es gilt zu vermeiden, dass ein Elternteil sich sozusagen aufopfert, während der andere nur zuschaut. Mehrlingsgeburten erfordern meist eine andere Tagesablaufplanung. Allein der Gang zum Arzt zum Zweck der Vorsorgeuntersuchungen kann ein Elternteil nur bedingt alleine erledigen. Jedwede Unterstützung ist ein Mosaikbaustein in Ihrer Partnerschaft.

Hilfen für die Eltern

Fühlen Sie sich im Familienalltag überfordert, sollten Sie spätestens, wenn die Kinder eine gewisse Eigenständigkeit entwickelt haben, eine Kur in Erwägung ziehen. Das Müttergenesungswerk bietet Kuren für Mütter und Väter an, für Mütter mit oder ohne Kinder. Kuren sind als Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen Pflichtleistungen der gesetzlichen Rentenversicherung. Eine Mutter-Kind-Kur hat den Vorteil, dass Ihr Kind Sie in der Kur begleiten kann, dort kompetent betreut wird und Sie sich trotzdem den notwendigen Behandlungsmaßnahmen unterziehen können. Zugleich kann derjenige Elternteil, der zu Hause bleibt, den Freiraum nutzen, selbst neue Kräfte zu sammeln.

Alles in allem

Jede Art von Empfehlung zum Thema ist nur ein Ausschnitt dessen, was in Betracht kommt. Es bleibt Ihre Aufgabe, Ihre Beziehung nach der Geburt Ihres Kindes zu leben und zu gestalten. Wenn Sie Ihre Beziehung nicht als reine Zweierbeziehung verstehen, sollte die Geburt Ihres Kindes hoffentlich die Krönung Ihres Lebens darstellen.