Eine Beziehung mit Arbeitskollegen kann zu vielen Schwierigkeiten führen. Deswegen kommt sie für die meisten Menschen grundsätzlich nicht in Frage. Arbeit und Privatleben hat man strikt zu trennen – so ihr Credo. Doch, was ist, wenn da die Liebe nicht mitspielt? Unsere Gefühle lachen mit hübscher Regelmäßigkeit über unsere Vernunfterwägungen, was Phänomene wie Fernbeziehungen oder Menschen, die aus Liebe ihre Familie verlassen eindeutig zeigen. Wer will sich noch an seine staubigen Grundsätze halten, wenn die Hormone Purzelbäume schlagen? Immerhin verbringt man auf der Arbeit viel Zeit, kann den anderen erst mal kennenlernen und sieht, wie er sich in Stresssituationen oder im Umgang mit Kollegen verhält. Da können schon mal leicht unverhoffte Gefühle erwachen.
Und es ist ja nicht einmal gesagt, dass dieses Dilemma nur Singles passieren kann. Wie es der Zufall manchmal so will, können auch Paare über diverse Wege bei der gleichen Firma landen und - wenn dort der Traumjob winkt – alle Bedenken Bedenken sein lassen. Oder aber man macht sich gemeinsam selbstständig und befindet sich so mehr oder weniger in derselben bittersüßen Ausgangslage.
Verlustgeschäft ...
Die Nachteile einer solchen Konstellation liegen auf der Hand. Man sieht sich zwangsläufig jeden Tag und hat so noch weniger Zeit, um Sehnsucht zu entwickeln oder sich mal ein paar geistige Freiräume vom ständigen Zusammenkleben zu gönnen. Auch wird es nach Feierabend schwierig sein, den Liebsten mit Details aus seinem Arbeitsalltag zu unterhalten. Der Überraschungseffekt dürfte sich in Grenzen halten. Schnell kommt so Routine in den Liebesalltag und oft genug nimmt man nach Feierabend die Arbeit gleich mit ins Haus.
Doch ein wenig Langeweile am Abend ist nichts gegen die Probleme, die sich aus einem handfesten Streit ergeben. Am nächsten Tag muss man zwangsläufig gemeinsam zur Arbeit, und wenn man Pech hat, muss man auch noch konzentriert und sachlich miteinander arbeiten. Der Chef und auch die Kollegen werden nämlich für Anfeindungen untereinander wenig Verständnis haben und das schale Gefühl, das einen an Arbeitstagen nach einem Streit ohnehin begleitet, wird sich vervielfachen.
Auch in Friedenszeiten muss man sich dem Tratsch der Kollegen stellen und darf mit einer brodelnden Gerüchteküche rechnen. Richtig unappetitlich wird es aber, wenn das große Glück endet. Dann nämlich heißt es oft genug „entweder du gehst oder ich!“ Wer noch professionell-freundlich mit jemandem umgehen kann, der einen zu Hause gerade vor die Tür gesetzt oder den man am Sonntag mit seiner Affäre im Bett erwischt hat, der hat es in der Disziplin Gefühlskontrolle definitiv zur Meisterschaft gebracht.
... oder guter Deal?
Natürlich hat es auch Vorteile, wenn man die Liebe immer im Aktenkoffer mit sich trägt. Im Idealfall hat man so immer jemanden in der Firma auf den man sich verlassen kann. Für manche Paare ist es sogar sehr schön, sich tagsüber regelmäßig sehen zu können und solange das Verhältnis zueinander gut ist, kann das für die Arbeitsmotivation sogar förderlich sein. Wer glücklich ist, der arbeitet ja auch besser und was kann es dafür Besseres geben als ein Lächeln von seinem/seiner Angebeteten. Auch in Stresssituationen oder nach einer Standpauke vom Vorgesetzten kann die Anwesenheit des Partners Sicherheit und Trost geben. Vielleicht ist ja mal Zeit für einen kleinen Kuss in der Kaffeeküche, der das geschundene Selbstbewusstsein schnell wieder aufpoliert.
Wenn man dann abends miteinander über die Arbeit redet und den Tag Revue passieren lässt, hat man zumindest den Vorteil, dass jeder weiß, wovon er spricht und dass nicht für jede Kleinigkeit ellenlange Erklärungen notwendig sind.
Vor allem aber kauft man nicht die Katze im Sack. Man weiß ungefähr, worauf man sich mit dem anderen eingelassen hat und man hat schon Seiten von ihm kennengelernt, die man von einer durchschnittlichen Diskobekanntschaft garantiert nicht zu sehen bekommt.
Im nächsten Teil unserer kleinen Serie über Liebe am Arbeitsplatz beschäftigen wir uns mit der Frage, wie man Liebes- und Arbeitsleben so vereinen kann, dass es nicht in eine Katastrophe ausartet.