Gegenüber den Zahlen von 2011 ist das eine Steigerung von 8,6 Prozent. Bei den erfassten Maßnahmen geht es um so genannte Inobhutnahmen. Das sind vorläufige Schutzmaßnahmen, die dann angewendet werden, wenn in Notfällen ein sofortiges Handeln gefragt ist, um das Wohl der Minderjährigen schützen zu können.
Hauptopfer: Jugendliche
Überraschenderweise geraten nicht nur junge - und entsprechend schutzlose – Kinder in gefährliche familiäre Situationen. Im Gegenteil: Vor allem Jugendliche im Alter von 14 oder mehr Jahren, mussten diese schnelle Form der Hilfe in Anspruch nehmen. Bei Jugendlichen griff das Jugendamt im letzten Jahr in 6985 Fällen ein (60 Prozent). Kinder unter 14 Jahre waren aber immer noch in 4548 Fällen betroffen (40 Prozent). Etwas häufiger als Jungen gerieten dabei Mädchen in Notsituationen. 51,4 Prozent der hilfebedürftigen Kinder und Jugendlichen waren weiblich.
Was den Anlass für die ergriffenen Schutzmaßnahmen betrifft, so spielte vor allem Überforderung eine bedeutende Rolle (5116 Fälle). Auf Platz Zwei folgen Beziehungsprobleme der Eltern (2003 Fälle) und dahinter die Vernachlässigung des Kindes (1265 Fälle).
Die Angst um Hilfe zu bitten
Anscheinend traut sich nur eine Minderheit der Betroffenen, selbst um Hilfe zu bitten. In den meisten Fällen (7355) ging die Initiative zur Einleitung von Schutzmaßnahmen von der Polizei oder auch vom Jugendamt selbst aus. Nur bei einem Fünftel der Fälle (2535) baten Kinder oder Jugendliche das Jugendamt direkt um Hilfe. Glücklicherweise haben aber nicht nur die Behörden ein Auge auf vernachlässigte oder misshandelte Kinder. Auch Lehrer, Ärzte, Verwandte oder Nachbarn wiesen die Behörden von Zeit zu Zeit auf die Notlage der betroffenen Jugendlichen und Kinder hin und machten so ein Eingreifen möglich.