Deutliche Mehrheit mit unfreiwilliger Unterstützung
Die Verabschiedung des Gesetzes durch die französische Nationalversammlung war nach der Zustimmung des Senats am 12. April im Grunde nur noch eine Formsache. Der Beschluss kam mit der erwartungsgemäß bequemen Mehrheit von 331 Abgeordneten, gegenüber 225 „Nein“-Stimmen zustande. Schützenhilfe gab es dabei von unerwarteter Seite: Vor lauter Aufregung hat ein erklärter Gegner des Gesetzes aus dem Reihen der Opposition versehentlich mit „Ja“ gestimmt. Gültig ist seine Wahl trotzdem, aber sie hatte angesichts der deutlichen Zustimmung für das Gesetz im Parlament ohnehin keine Konsequenzen. Er hätte auch mit seiner Stimme das Gesetz nicht mehr aufhalten können.
Das versuchen dagegen Andere noch immer. Schon seit Monaten gibt es massive Proteste gegen das Gesetz. Vor allem Konservative und Katholiken sperren sich gegen die Öffnung der Ehe für Lesben und Schwule. Auch die konservative Oppositionspartei UMP will noch versuchen, das Gesetz zu kippen, indem sie vor den französischen Verfassungsrat (vergleichbar mit dem deutschen Bundesverfassungsgericht) zieht. Diesen Schritt sieht die sozialistische Regierung von François Hollande, der nun eins seiner wichtigsten Wahlversprechen umgesetzt hat, gelassen. Man glaubt dort fest daran, dass das Gesetz standhalten wird. Gleichzeitig rufen die Gegner der Homo-Ehe zu weiteren Großdemonstrationen auf.
Eskalation in Paris
Doch nicht jeder Protest bleibt friedlich. So wurde dem Vorsitzenden der Nationalversammlung am Montag ein Brief zugesandt, der Schießpulver enthielt. Weiterhin kam es bereits wenige Stunden nach der Verabschiedung des Gesetzes in Paris zu gewalttätigen Protesten. Zunächst hatten etwa 3500 Menschen friedlich protestiert und kurz vor 22 Uhr hatten die Organisatoren sogar noch dazu aufgerufen, friedlich nach Hause zu gehen.
Viele Hunderte blieben aber, darunter einige gewaltbereite Demonstranten. Einige der teilweise Vermummten warfen Feuerwerkskörper, Flaschen und Steine oder attackierten Polizisten mit Eisenstangen. Ein Beamter wurde verletzt. Auch Journalisten wurden angegriffen. Die Polizei setzte ihrerseits Tränengas ein und nahm mindestens zwölf Personen fest.