Ehe heißt Liebe mit Vollgas
Wer hat sie nicht, die Vorstellung vom Liebesrausch, der ein ganzes Leben hält und der selbst den Tod überdauert. Ganz so schön ist es in der Realität leider oft nicht. Nach der Phase des Verliebtseins klopft oft der Alltag mit Nachdruck an und holt die Gefühle zurück auf den Boden der Tatsachen. Selten bleibt die Liebe täglich so präsent und stark wie am Anfang und auch die Romantik wird manchmal von Stress und Sorgen überrollt. Krach und Krisen sind also mindestens genauso an der Tagesordnung wie Schmalz und Schmetterlinge. Aber dafür kann man in der Ehe erfahren, wie gut sich eine Liebe im Alltag behauptet und wie gut man über den ersten „Hormonkick“ hinaus zueinanderpasst. Glücksgefühle – auch häufige – definitiv mit eingeschlossen, nur eben nicht 24 Stunden an 7 Tagen die Woche. Dafür ist durchaus was dran an der alten Weisheit, dass Krisen zusammenschweißen.
Ehe bedeutet ein langweiliges Sexleben
Aus irgendeinem unverständlichen Grund glauben immer noch viele Menschen, dass mit der Ehe ihre sexuell aktive Zeit aufhört. Klar, wer sich länger kennt und viel Zeit miteinander verbringt, wird sich nicht mehr bei jeder Begrüßung die Klamotten vom Körper reißen. Aber das Problem haben unverheiratete Paare auch und genau wie bei diesen gibt es Möglichkeiten dieses Problem wieder in den Griff zu bekommen. Nur weil man verheiratet ist, heißt das ja nicht, dass keine Experimente mehr erlaubt wären. Trotzdem gibt es natürlich immer wieder Situationen, wo Stress, Frust oder Traurigkeit das Sexleben lahmlegen. Aber die arme Ehe dafür verantwortlich zu machen ist dann doch etwas kurz gedacht.
Ehe bedeutet immer zusammen zu sein
Auch wenn ein Ehepaar natürlich viel Zeit miteinander verbringt, ist das nicht gleichbedeutend mit dem Verlust jeder Identität als Einzelperson. Es gibt Phasen, in denen sich ein Partner zurückzieht, sich zurückziehen muss, um mit sich selbst ins Reine zu kommen oder bestimmte Dinge zu verarbeiten. Vor allem aber braucht jeder Mensch seine Freiräume und seine Privatsphäre. Der eine mehr, der andere weniger. Wenn jemand also seinen Freiraum einfordert, ist das nicht unbedingt ein Zeichen für eine schlechte Ehe, sondern vielleicht sogar für eine, die besonders gut und lang halten wird. Wer dagegen immer aufeinandergluckt (und das vielleicht gar nicht möchte) riskiert, dass sich die Ehe schnell totläuft.
Ehe bedeutet immer zu wissen was der andere denkt
Liebenden sagt man oft nach, dass sie genau wissen, wie der andere denkt und fühlt. Doch auch wenn es sich manchmal so anfühlt und es gelegentlich auch der Wahrheit zu entsprechen scheint, ist meist eher das Gegenteil der Fall: Missverständnisse sind an der Tagesordnung. Wer sich in seiner Ehe nicht um eine gesunde Kommunikation bemüht, hat schneller Streit, Probleme und Ärger am Hals, als er Telepathie sagen kann. Man kann seinem Partner nun einmal nicht in den Kopf gucken. Auch wenn viele Menschen zu wissen meinen, wie ihr Partner tickt oder über bestimmte Dinge denkt, irren sie damit oft gewaltig. Deshalb gilt: Lieber nachfragen und mitteilen als auf Gedankenübertragung hoffen.
Ehe bedeutet ewige Harmonie
Die Ehe ist ein Bund zweier Menschen, die sich lieben und die sich vorstellen können das Leben (oder zumindest einen längeren Zeitraum) miteinander zu teilen. Aber sie ist kein mystischer Akt der Symbiose von zwei Personen in eine einzige. Egal wie viele Ringe man tauscht, wie viele Schwüre man spricht und wie viele Jahre man miteinander verbringt – die Partner bleiben zwei eigenständige Personen mit unterschiedlichen Meinungen. Und diese Personen sind nicht jeden Tag gleich gut gelaunt. Deshalb ist ein gelegentlicher Streit fast unvermeidlich und im Grunde auch nicht so schlimm. Es manchmal gewittern zu lassen ist immer noch besser als dauernde versteckte Vorwürfe und eisiges Schweigen. Wichtig ist aber, nicht zu verletzend zu werden und sich auch wieder versöhnen zu können.
Ehe ist ein Selbstläufer
Wenn es mit der Liebe stimmt und sich die Richtigen gefunden haben, dann klappt es mit der Ehe ganz von selbst. Dieser Irrglaube ist leider weitverbreitet. Doch so gut man sich auch versteht, den „Richtigen“ im Sinne einer Verkörperung aller unserer Wünsche und Vorstellungen gibt es nicht. Auch wenn einige Menschen diesem Ideal sehr nahe kommen und wir uns glücklich schätzen können, so jemanden gefunden zu haben können wir uns – glücklicherweise – keinen perfekten Mann backen und keine perfekte Frau kneten. Deswegen ist in einer Partnerschaft wichtig dran zu bleiben und täglich an einem glücklichen Zusammenleben zu arbeiten. Die Romantik und das Kribbeln müssen ständig neu entfacht und der Alltag aus dem Haus gekehrt werden. Bedürfnisse müssen diskutiert und miteinander in Einklang gebracht werden. Das ist ein Knochenjob, der sich aber durchaus lohnt und zu dem es keine Alternative gibt. Nicht umsonst gibt es den Begriff „Beziehungsarbeit“.
Wenn der Partner nicht zu mir passt kann ich ihn umerziehen
Eigentlich ist mein Partner toll. Wäre da nur nicht sein seltsames Hobby, sein Musikgeschmack, seine Ernährungsgewohnheiten, sein Putzfimmel, …. Aber das ist ja nur halb so schlimm. Den erzieh ich mir schon. Diese Gedankenkette ist sicher manchen von uns nicht fremd. Aber allen Ehe-Amateur-Pädagogen sei gesagt, dass die meisten Menschen auf solche Umerziehungsmaßnahmen nicht scharf sind. Wir sind alle Individuen und wollen es bleiben. Auch mit unseren Macken. Man kann sich über bestimmte Dinge einigen und Kompromisse schließen. Aber eine 180-Grad-Wende ist nicht drin. Sie werden mit den meisten Eigenheiten Ihres Partners also wohl oder übel leben oder aber die Scheidung einreichen müssen, wenn Sie sie nicht akzeptieren können. Ansonsten gilt „He/She don’t need no education.“
Kinder halten eine Ehe zusammen
Kinder sind etwas Wunderbares. Sie können uns ein Lächeln aufs Gesicht zaubern, sie können uns stolz machen und sie können unserem Leben einen (neuen) Sinn geben. Aber eines können Sie ganz bestimmt nicht: Eine zerrüttete Ehe kitten! Wer nur wegen der Kinder zusammenbleibt, obwohl seine Ehe längst zur Hölle mutiert ist, wird damit nichts erreichen. Eine Ehe aus Pflichtgefühl birgt wenig Freude und Ihre Kinder würden die lieblose Atmosphäre sofort bemerken. Eine noch schlechtere Idee ist es, erst Kinder zu bekommen, um die Ehe zu retten. Das wäre im Grunde eine Zweckentfremdung und sogar eine Art Missbrauch der Kinder, die nun einmal nicht als Klebstoff gedacht sind. Besser ist es in so einer Situation an der Beziehung zueinander zu arbeiten, anstatt die eigenen Probleme – kurzfristig – mit Babyglück zu überspielen.
Ehe spart Steuern
Diese Annahme ist ausnahmsweise nicht ganz so falsch. Sie trifft aber nicht in dem Maße zu, wie man es sich vorstellen mag. Eine Steuerersparnis ist für Eheleute nur über den Weg des sogenannten Ehegattensplittings möglich. Durch die gemeinsame steuerliche Veranlagung können Sie einiges an Steuern sparen. Das ist aber nicht immer, sondern nur bei stark unterschiedlichen Einkommen sinnvoll. Wenn also beispielsweise ein Partner den Haushalt übernimmt oder nur geringfügig beschäftigt ist. Aber auch wenn beide Partner voll berufstätig sind, einer von beiden aber ein merklich höheres Einkommen erzielt. Bei gleichem Verdienst ändert sich dagegen nichts gegenüber einer „Wilden Ehe“. Sie werden genau wie Singles oder Geschiedene besteuert.
Ehe bedeutet „Deins ist auch meins“
Wieder eine Halbwahrheit. Richtig ist, dass in einer Ehe standardmäßig eine Zugewinngemeinschaft zwischen den Eheleuten besteht. Der in der Ehe hinzugewonnene Besitz gehört demnach also beiden Ehepartnern. Allerdings gilt das nicht für den Besitz, den die Ehepartner schon vor ihrer Ehe besessen hatten. Außerdem kann im Ehevertrag statt einer Zugewinngemeinschaft auch eine Gütertrennung vereinbart werden. Dann findet im Scheidungsfall kein Zugewinnausgleich statt. Dennoch wird auch in diesem Fall eheliches „Gebrauchsvermögen“ wie das gemeinsame Haus oder das „Familienauto“ aufgeteilt. Auch was Erbschaften betrifft ist, die Situation nicht so eindeutig. Alleiniger Erbe kann ein Ehepartner nur werden, wenn kein Testament gemacht wurde und keine lebenden Kinder und nahe Verwandte mehr existieren.