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Manche Eigenheiten des Partners können einen fast in den Wahnsinn treiben. (© Semen Barkovskiy - Fotolia.com)

Die Socke des Grauens - Macken des Partners

 
 

Am Anfang ist sie noch „spontan“ oder „organisiert“ später ist er „planlos“ oder „pedantisch“. Zuerst war er ein liebenswerter „Querdenker“ und „Träumer“, nun ist er „vergesslich“ und alles andere als eine Hilfe im Haushalt. Dabei hat sich die betreffende Dame oder der betreffende Herr kein bisschen verändert. Was sich in der Zwischenzeit verändert hat, ist allein unsere Sicht auf ihn. Sobald die Idealisierung des Partners aufhört, treten sie auf den Plan. Der Tod jedes Märchenprinzen und jeder holden Prinzessin: Die Macken und Marotten des Alltags. Doch sind sie wirklich so schlimm, oder eher ein Grund zum Lächeln?

Überall Macken

Eigenschaften, über die wir anfangs noch verliebt hinwegsehen oder die wir sogar faszinierend finden – oft genug, weil wir selbst eben ganz und gar nicht so sind – beginnen uns irgendwann an unserem Liebsten zu stören.  Das passiert vor allem dann, wenn wir auch den Alltag zusammen verbringen und unsere Partnerschaft nicht mehr allein eine Summe romantischer Dates, sondern nun auch der tägliche Alltagskampf zwischen Küchentisch, Spülmaschine und Wäschekorb ist.

Dann nämlich sprießen die ungeliebten Eigenheiten wie Pilze aus einem regennassen Waldboden. Hier eine offene Zahnpasta-Tube, da herumliegende Wäsche, dort ein voranschreitender Putzfimmel. Die Liste ist schier endlos. Schlimm werden diese Dinge meist erst, wenn sich die verschiedenen Macken häufen. Manchmal stört aber auch schon eine kleine Macke das schöne Gesamtbild.

Eh man sich versieht, entwickelt man den plötzlichen Drang seinen Partner verändern zu wollen. Eine Absicht, die diesem höchstwahrscheinlich so unverständlich wie auch beleidigend erscheint. War da nicht mal was mit Liebe?

Mission: Umerziehung?

Zunächst kann man vor allem sagen, was man nicht tun kann. Man wird seinen Partner nämlich garantiert nicht völlig „umerziehen“ können. Er ist kein Hund, dem sie irgendwelche Tricks beibringen oder abgewöhnen können (mal davon abgesehen, dass auch Hunde ihren eigenen Kopf haben) und er ist – Ehe hin oder her – auch nicht ihr Eigentum.  Jeder Mensch möchte nun mal so geliebt werden, wie er ist. Immerhin hat man ihn ja auch schon einmal als Komplettpaket mit Handkuss genommen. Wer jetzt die Oberlehrerin oder den Drill-Sergeant auspackt, kann sich auf gehörigen Gegenwind gefasst machen.

Natürlich spricht nichts dagegen auf die Abschaffung von ein paar störenden Angewohnheiten (rumliegende Socken, Dauerqualmen, ständiges Kritisieren) hinzuarbeiten, aber eine grundlegende Charakteränderung oder das Verbieten bzw. Aufdrängen von Lieblingshobbys und Gewohnheiten ist aussichtslos und auch gar nicht wünschenswert. Denn unsere Macken und Schwächen machen uns genauso individuell wie unsere Stärken. Wer will schon einen charakterlosen Klumpen Knete als Ehepartner? Man sollte nie vergessen, warum man sich eigentlich in seinen Partner verliebt hat. Außerdem: Wer übertriebene Idealvorstellungen von seinem Partner hegt, tut sich keinen Gefallen. Solche Vorgaben kann niemand erfüllen. Und wer krampfhaft danach sucht, findet immer ein Haar in der Suppe.

Probleme frühzeitig ansprechen

Trotzdem sollte man nicht damit hinter dem Berg halten, wenn einen eine Angewohnheit stört. Zunächst sollte man sich aber fragen, ob man nicht doch irgendwie damit leben könnte. Verneint man diese Frage für sich ist ein wenig Genörgel wohl noch immer besser, als wenn man den Ärger so lange in sich hineinfrisst, bis irgendwann die Scheidung auf dem Plan steht.

Dennoch - nicht jede Kleinigkeit ist ein Grund gleich einen heftigen Streit vom Zaun zu brechen oder gar eine eigentlich glückliche Ehe zu gefährden. Besonders, da plumpes Meckern nur selten zum Ziel führt. Genauso wichtig ist es auch, den Partner einmal zu loben, wenn er etwas richtig macht und wenn man verärgert ist, eher aus der eigenen Perspektive zu argumentieren, anstatt Schuldzuweisungen auszupacken („Es stört mich, wenn es unordentlich ist“ und nicht „Du hast schon wieder nicht aufgeräumt“).  So erzeugt man Mitgefühl statt Trotz. Am besten ist es ohnehin, wenn der Partner auch wirklich versteht, warum er sein Verhalten ändern soll und etwas nicht nur deswegen unterlässt, damit er nicht mehr genervt wird. In manchen Dingen (Hausarbeit, Ordnung, etc.) sind auch Kompromisse möglich, in denen sich möglichst beide Parteien wiederfinden.

Soviel zum Partner. Was kann ich tun?

Wenn man den Partner partout nicht ändern kann, so kann man auch mal bei der anderen Seite des Problems ansetzen: Bei sich selbst. Vieles lässt sich auch durch eine andere Einstellung schon viel besser ertragen. Manche Macken und Marotten haben nämlich durchaus auch ihre guten Seiten, andere wiegen auf den zweiten Blick gar nicht so schwer verglichen mit den vielen guten Seiten seines Partners und wieder andere kann man einfach mit Humor nehmen.

Davon abgesehen haben wir meist selbst auch eine ganze Reihe an Eigenheiten, die den Partner auf die Palme treiben und bevor wir mit verbalen Kritiksteinen um uns werfen, sollten wir erst einmal einen gründlichen Glashaus-Check bei uns selbst durchführen. Denn in den Wirren des Alltags können auch wir uns nicht immer von unserer besten Seite zeigen.

Fazit

Wer den Alltag gemeinsam meistern will, muss ändern, was sich ändern lässt und ansonsten lernen, die eigenen Macken und die des Anderen zu akzeptieren. Wenn trotzdem die Streitereien wegen Nichtigkeiten zunehmen, ist Vorsicht geboten. Dann könnte der Zustand der Beziehung generell schlecht und eine Eheberatung sinnvoll sein. Wenn es aber vor allem um Haushaltsfragen geht, gibt es noch eine ganz einfache Lösung: Ausziehen und die Partnerschaft in getrennten Wohnungen fortführen, dann kann jeder seine Marotten so ausleben, wie er will und keiner fühlt sich gestört.