Zunächst einmal ist es natürlich weniger dramatisch, wenn Sie zwar in derselben Firma, aber in unterschiedlichen Büros oder gar Abteilungen beschäftigt sind. In diesem Fall fahren Sie zwar gemeinsam zur Arbeit und laufen sich auf dem Flur, in der Mittagspause oder bei Betriebsfeiern über den Weg, haben aber sonst im Wesentlichen Ihre Ruhe voreinander. Viel interessanter – und konfliktreicher – ist aber der Fall, wenn Sie beruflich eng zusammenarbeiten. Für die folgenden Ratschläge gehen wir deshalb genau davon auch aus.
Das Risiko
Die gute Nachricht zuerst: Niemand kann Ihnen verbieten, sich zu lieben. Es gibt in Deutschland kein Gesetz, das Beziehungen zwischen Arbeitskollegen untersagt. Im Gegenteil, Ihre Entscheidungsfreiheit in Liebesdingen ist sogar durch Ihre Persönlichkeitsrechte grundgesetzlich abgesichert. Dummerweise hält Sie das auch nicht per se davon ab, indirekt wegen Ihrer Liebe gefeuert oder versetzt zu werden, wenn Sie Ihre Kollegen und vor allem Ihren Chef mit Ihrem Verhalten einen Anlass dazu geben. Auch wenn die Liebe am Arbeitsplatz in vielen Firmen inzwischen entspannter als früher gesehen wird, ist es deswegen wichtig, mit seiner Liebe professionell umzugehen.
Das Outing
Sobald die gegenseitige Zuneigung zwischen Ihnen und Ihrer Büroliebe offenkundig ist, stellt sich die große Frage nach dem Outing. Wann sagen wir es den anderen? Wie? Und wem zuerst? Oder halten wir es vollständig geheim? Gerade am Anfang einer Beziehung sollten Sie erst mal nichts an die große Glocke hängen und abwarten, ob es sich wirklich um etwas Ernstes handelt. Solch ein Geheimnis aus der Beziehung zu machen, kann eine Zeit lang auch sehr spannend und aufregend sein. Auf Dauer lässt sich das aber kaum durchhalten. Dann ist es besser, Ihrem Chef und den Kollegen die Karten auf den Tisch zu legen, bevor Ihr Geheimnis unkontrolliert entdeckt wird. Wenn Sie bereits vor Ihrem gemeinsamen Arbeitsverhältnis ein Paar sind, macht Geheimniskrämerei ohnehin keinen Sinn und ein gemeinsamer Nachname spricht erst recht Bände.
Kennen wir uns nicht?
Gerade wenn die Gefühle füreinander groß sind, ist es schwer, sich bei der Arbeit nicht kuschelnd in den Armen zu liegen. Aber genau das ist keine gute Idee. Man sollte streng darauf achten, Arbeit und Liebe nicht zu eng miteinander zu verzahnen. Entsprechend darf man es mit dem Turteln bei der Arbeit auch nicht zu wild treiben und das gemeinsame Glück den Kollegen und dem Chef nicht allzu offensiv auf die Nase binden. Ansonsten leiden leicht die Arbeitsqualität und vor allem das Verhältnis zu allen anderen im Betrieb. Siezen oder sich nur anschweigen müssen Sie sich deswegen natürlich nicht. Das wäre auch albern. Behandeln Sie einander möglichst wie sehr gut befreundete Kollegen. Also kein Quickie auf der Bürotoilette und auch keine privaten Liebesmails über den Firmenrechner. Man weiß nie, ob die nicht auch in falsche Hände geraten könnten. Um die Qual der Zurückhaltung zu lindern, sollten sich gerade frisch Verliebte vorher austoben und sich vor allem klar machen, dass ihre Zurückhaltung im Büro nichts mit mangelnder Liebe zu tun hat.
Nicht den Rest der Welt vergessen
Ein Grund für diese Zurückhaltung sind auch Ihre Kollegen. Sie haben – hoffentlich – schon lange gut mit Ihnen zusammengearbeitet und im Idealfall ein freundschaftliches Verhältnis zu ihnen entwickelt. Das wollen Sie sicher nicht durch totale Ignoranz und Abkapselung aufs Spiel setzen. Schauen Sie deswegen nicht nur Ihrem Partner hinterher und kapseln Sie sich auch in der Mittagspause nicht völlig ab. Darüber hinaus sollten Sie allen zeigen, dass Sie weiterhin ein verlässlicher Kollege sind und dass Ihre Arbeitsleistung nicht unter Amors Pfeilen einbricht. Das wird auch Ihren Chef im Hinblick auf Ihre Büroliebe milder stimmen.
Freiräume schaffen
Auch im eigenen Interesse ist es wichtig, nicht andauernd zusammenzuglucken. Jede Beziehung braucht Freiräume und wo andere Paare sich tagsüber nicht sehen und sich im besten Fall sehnsuchtsvoll auf ein Wiedersehen am Abend freuen, haben Sie Tag und Nacht miteinander zu tun. Deswegen sollten Sie sich zumindest nach Feierabend auch mal ein wenig Privatsphäre gönnen. Auch sollten Sie versuchen, die Arbeit nicht zu stark in die Freizeit einsickern zu lassen und nach dem Job nicht immer noch stundenlang das Betriebsgeschehen zu reflektieren. Dann doch lieber eigenen oder gemeinsamen Hobbys nachgehen oder sich mit Freunden treffen, die nichts mit dem Job zu tun haben. Und schon während der Arbeitszeit kann man darauf achten, nicht mehr Zeit als nötig miteinander zu verbringen.
Krisensitzung
Was eine Büroliebe in jedem Fall braucht, ist Weitsicht. Sie müssen sich am besten schon im Vorfeld Gedanken darüber machen, wie Sie miteinander umgehen, wenn es zum Streit kommt oder Ihre Partnerschaft in die Brüche geht. Wenn man sich streitet, ist es sehr schwer seine Gefühle im Zaum zu halten und sich sachlich zu geben, aber das müssen Sie, wenn nicht ihre Kollegen unter ihrem Zwist leiden sollen. An besten nehmen Sie überhaupt keinen Streit mit ins Büro und versuchen schon vor Arbeitsbeginn Frieden oder zumindest einen Waffenstillstand zu schließen. Das spart viel Nerven.
Schwieriger noch wird es, wenn eine Trennung oder Scheidung ins Haus steht. Ist man dann professionell genug, um weiter miteinander zu arbeiten, oder wäre ein Firmenwechsel, oder eine Versetzung für einen von beiden die bessere Wahl? So oder so sollten Sie im Trennungsfall Ihren Chef und Ihre Kollegen vorwarnen. Und auf keinen Fall sollten Sie sich zu viel bei Ihren Kollegen ausweinen oder über Ihren Ex-Partner und Noch-Kollegen beschweren.
Notbremse ziehen
Um diese Probleme zu umgehen, können Sie sich auch schon früh dafür entscheiden, beruflich getrennte Wege zu gehen, wenn ihre Situation es zulässt. Vielleicht kann auch Ihr Chef eine räumliche oder arbeitstechnische Trennung herbeiführen. Geht das nicht, sollten Sie sich fragen, ob Sie in der Lage sind, Privat- und Berufsleben zu trennen, bevor Sie sich auf so ein Abenteuer einlassen.
Nächstes Mal geht es um die Schwierigkeiten einer Liebe zwischen Chef und Untergebenen.