Ausgeschieden - Lieben Männer Fußball mehr als ihre Frauen?

 
 

Liebe Leserinnen und Leser, ich finde, das ist in der Tat eine gute und berechtigte Frage. Wenn ich an den frühen Samstagabend ab 18.00 Uhr denke, wenn die Bundesliga läuft, bin ich zu Hause bei meinen drei Männern (selbst beim kleinsten, der begeistert „Tor! Tor!“ ruft) abgemeldet.

Am Anfang hat mich das fürchterlich geärgert, denn mit Thomas Häßler hätte ich sagen können „Ich bin körperlich und physisch topfit!“ und trotzdem will keiner der drei was mit mir machen. Aber dann begann ich positiv zu denken (wie man das beim Fußball ja macht) und sagte mir „Es ist wichtig, dass man 90 Minuten mit voller Konzentration an das nächste Spiel denkt“ so wie Lothar Matthäus das immer machte.

Also überlegte ich, was ich anschließend mit meinen Männern noch machen könnte. Bei den Kleinen war die Überlegung schnell beendet: Bett, aber bei dem großen? Auch Bett? Oder doch lieber weiter Fernsehen? Oder Reden? Aber worüber? Fußball? Den nächsten Urlaub? Die Kinder?

Ach, „Ich hatte vom Feeling her ein gutes Gefühl“ (Andreas Möller) und sagte mir, es wird schon spontan was entstehen. Aber wieder einmal habe ich mir Gedanken gemacht, während die Männer einfach den Fußball genossen.

„Mein Problem ist, dass ich immer sehr selbstkritisch bin, auch mir selbst gegenüber“ (Andreas Möller), aber unsere Ehe wird wirklich auf eine harte Probe gestellt, wenn auf dem einen Programm Fußball ist und auf dem anderen ein sehr schöner, romantischer, herzergreifender Film läuft (um die harten Worte meines Mannes zu benutzen „eine Schnulze“). Was wird dann geschaut? Wenn man nicht zwei Fernseher hat oder keinen größeren Streit riskieren will, muss es unweigerlich auf einen Kompromiss hinauslaufen.

Und das gelingt nur, wenn sich beide Partner ein Stück bewegen. Mal vielleicht der eine etwas mehr als der andere, aber beim nächsten Mal auch wieder umgekehrt. Warum nicht auch mal zusammen das Fußballspiel schauen oder eben den Herz-Schmerz-Movie. Dazu muss aber jeder ein bisschen Rücksicht nehmen und sensibel sein für die Bedürfnisse das anderen. Oft gelingt das Frauen etwas besser, denn sie sind meist mehr auf Beziehung und Einfühlen hin trainiert als Männer. Männer setzen meist andere Prioritäten.

Von einem anonymen Schreiber: „Mann: Lebewesen, das die Fußballkarten für drei Monate in voraus kauft und mit den Weihnachtseinkäufen wartet bis Heiligabend!“
Wenn Sie das für Ihre Ehe oder Partnerschaft erkannt haben, ist das schon viel. Dann können Sie sagen: „Zu fünfzig Prozent haben wir es geschafft, aber die halbe Miete ist das noch nicht.“ (Rudi Völler)  Vielleicht können Sie dann gelassener mit dem nächsten Spiel und vor allem der EM umgehen. Das sind ja 4 Wochen Ausnahmezustand. 4 Wochen von Ihrer kostbaren Lebenszeit, die Sie genießen sollten!

Ich glaube, Männer lieben nicht unbedingt den Fußball mehr als ihre Frauen, „das wird doch alles von den Medien hochsterilisiert“ (Bruno Labbadia), aber sie entwickeln durchaus eine große Leidenschaft dafür. Und daran ist nichts schlimm.

Die Frage ist, wie gehen  Mann und Frau damit um?
Frau könnte sagen: „Schatz, ich freu mich für dich, dass endlich wieder ein Fußballgroßereignis ist. Ich weiß wie sehr du das magst. Genieß es!“
Und Mann könnte sagen: „Super, das du das so siehst. Und dass du nicht sauer bist. Dafür gehen wir an einem fußballfreien Tag oder vor einem Spiel – viele fangen ja so spät an – schön essen oder machen noch einen Spaziergang oder so. Du bist mir doch auch wichtig!“

Wenn die Kommunikation so bei Ihnen abliefe und Sie Ausgleiche für die Zeit schafften, in der Sie Dinge nicht gemeinsam machen,  könnten Sie wahrhaft mit Jürgen Klinsmann sagen: „Der Rizitelli (Mein Mann/Meine Frau) und ich sind schon ein tolles Trio, …äh ein Quartett!“  

Also, ich finde, es gibt eine Zeit für alles wie es ja auch schon in der Bibel (Prediger 3) heißt. Hier meine moderne Variante dazu. Es gibt eine Zeit zum Fußball spielen oder schauen, eine Zeit für Liebesfilme, eine Zeit zum Reden, eine zum Schweigen. Eine Zeit zum Händchenhalten und eine zum Streiten. Eine Zeit zu Umarmen und eine zum Loslassen.

In einer Ehe gibt es immer das Individuum und das Paar. Beides muss zum Zuge kommen für eine zufriedene Beziehung. Nicht „ich oder der Fußball/der Liebesfilm“ sagen, sondern ruhig die Freiheit haben auch Dinge mal allein zu machen, um dann wieder mit Freude und Liebe aufeinander zugehen zu können.

 Versuchen Sie es doch mal. Denn „Mailand oder Madrid - Hauptsache Italien“ (Andreas Möller). Fußball oder Schnulze – Hauptsache die Beziehung stimmt!

In diesem Sinne, kommen Sie gut durch die EM-Zeit und die nächste Fußballsaison!